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Abendblatt |
Profisionelles Schultheater
Die zwei filigranen Treppen auf der Bühne deuten die beiden Lager an. Als Verbindung zwischen ihnen gibt es nur eine bunte Wimpelgirlande. Unter ihr treffen sich Romeo und Julia zum ersten Mal. Doch die Liebe, die die beiden verfeindeten Familien endlich zueinander führen könnte, führt zu neuem Leid. Im St. Pauli Theater sind die beiden Liebenden noch jünger als bei Shakespeare, denn sie kommen von der Stadtteilschule St. Pauli, die wieder einmal eine neue Inszenierung auf der Reeperbahn zeigte.
„Krieg zerstört und bringt Leid.“ „Krieg macht mich traurig.“ „Liebe macht Schmetterlinge im Bauch.“ „Liebe gibt Sicherheit.“ Videoeinblendungen lassen auch die jungen Darsteller selbst zu Wort kommen. Doch ansonsten spricht Shakespeare. Denn diese Theaterproduktion der St. Pauli Ganztagsschule ist keine der üblichen Schultheaterinszenierungen. Die „jungen Kollegen“, wie Intendant Ulrich Waller sie angekündigt hatte, fühlen sich der Professionalität der großen Bühne auf der Reeperbahn verpflichtet und sprechen den Originaltext. Und sie machen das auf hohem Niveau und mit großem Verständnis. Der Mönch, der Julia und Romeo Beistand geben will, ist zwar noch sehr jung an Jahren, aber ein großer, verständiger Mime, dem man jedes Bemühen um Verständigung abnimmt. Ebenso überzeugend sind die beiden Vorsteher der Montagues und Capulets. In ihrer ganzen Macho-Herrlichkeit rasen sie gegeneinander und müssen von ihren zarten blonden Frauen zurückgepfiffen werden. Am Cello und Klavier werden die Schüler begleitet von Manuel Weber und Joscha Farries. Die müssen sich von dem jungen Ensemble schon mal sagen lassen: „Was für ein lahmer Beat!“
Großer Applaus war der gelungenen Arbeit von Regisseurin Dania Hohmann mit ihrem engagierten Team nicht nur von den Angehörigen sicher. Auch die übrigen ließen sie mitreißen von der Begeisterung der jungen Schauspieler.
Birgit Schmalmack vom 21.3.14
Abbildung: Romeo und Julia auf der Reeperbahn - by Florian Drießen