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Konsens, St. Pauli Theater

Konsens, St. Paulis Theater


Einvernehmlich?


"Hat sie nein gesagt? Ja, immer wieder, aber ich habe auch nein gesagt.", erinnert sich Ed stockend, als seine Freunde ihn nach dem Verlauf des Eskalation zwischen ihm und seiner Frau fragen.
Einvernehmlicher Sex sieht anders aus. Das wissen die Juristen (Stephan Schad, (Adrienne von Mangoldt)), die hier auf dem Sofa zusammen sitzen, sofort. Wenn Eds (Patrick Heyn) Ehefrau eine Anklage einreichen würde, sähe es für ihn schlecht aus. Doch zum Glück will sie erst zu diesem Schritt greifen, als ihr Mann ihr das gemeinsame Kind wegnehmen möchte. Schlechte Karten habe sie jetzt, verrät ihr ihre Anwältin.
Recht schert sich weder um Gerechtigkeit noch um die Wahrheit. Das lernt man in dem Stück "Konsens", das am St. Pauli Theater unter der Regie von Ulrich Waller zu sehen war.
Die Juristen auf dem Sofa hatten sich bisher nur in beruflicher Hinsicht mit dem Thema Vergewaltigung auseinandersetzen müssen. Als sie das Vergewaltigungsopfer Gayle (Bettina Engelhardt)vor Gericht in die Zange nehmen, interessiert sie nicht die Wahrheit sondern nur ihr eigener Erfolg. Doch jetzt dringen die Fragen rund um Opfer und Täter, die für sie schnell abgehandelt waren, direkt in ihr Privatleben und drohen ihr wohl situiertes Leben zu zerstören. Wer sich beruflich ständig im Recht wähnt und keine Schwächen zeigen darf, fällt es schwer, in seiner Partnerschaft einfühlsam zu sein.
Autorin Nina Raine stellt so die aktuellen Fragen rund um die Me-Too-Debatte in einen Gesamtzusammenhang einer Gesellschaft, die im Berufsleben einfache Wahrheiten honoriert. Werden die jeweiligen Partner nicht von der Gesellschaft und ihren eigenen Erwartungen so in Rollenmuster hineingedrängt, dass sie zwangsläufig scheitern müssen?
Die Männer gebärden sich als Machos, die sich gerne das Bild des Frauenaufreißers geben, und die Frauen tolerieren dies zunächst, um den äußeren Schein zu wahren. Als Kitty (Johanna Christina Gehlen) ihren Mann zum Nachdenken bringen will, hat sie allerdings ihre eigenen Gefühle nicht so gut unter Kontrolle wie er. Sie verliebt sich in ihren Seitensprung.
Ulrich Waller hat ein stimmiges Ensemble mit versierten Schauspielers für dieses schmissig geschriebene Gesellschaftsstück zur Verfügung. Die Figuren geraten dennoch ein wenig zu eindimensional, denn für Zwischentöne lässt Waller keinen Platz. Da tappt die Inszenierung in die Falle des Stückes: Das will doch gerade aufzeigen, das es nicht nur die eine Wahrheit gibt.
Birgit Schmalmack vom 30.11.18

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