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De spaansche Fleeg

De spaansche Fleeg, Ohnsorg

Stilblüten der Ehrpusseligkeit

Viele Türen gibt es in dem Halbrund des Salons. Viele Ein- und Ausgänge, die hinter der Trompe-l'Œil-Malerei zu verschwinden drohen. Kein unwichtiges Accessoire für eine Verwechselungskomödie, bei der das passgenaue Auf- und Abtreten für die lustigen Missverständnisse sorgt. Dieses Handwerk verstehen die Mimen am Ohnsorgtheater perfekt. So können sich die Dramen um längst vergangene Sünden der anwesenden Herren zu vollem Vergnügen der Zuschauer entfalten. Ein Fehltritt mit einer Tänzerin mit Namen „De spaansche Fleeg“ sorgt über zwanzig Jahre später in der höchst anständigen, gehobenen Gesellschaft der Unternehmer und Regierungsbeamten für Aufregung. Doch alle Vertuschungsaktionen führen selbstverständlich zu neuen Irritationen. Ebenso selbstverständlich ist aber das Happy-End vorprogrammiert. So steht dem vergnüglichen Abend nichts mehr im Wege.
Doch das war Regisseur Folker Bohnet zum Glück nicht genug: Er dreht die Irritationsschraube noch ein wenig weiter auf: Die Frisuren und Kostüme ironisieren die Figuren gerade bis an die Grenze der Lächerlichkeit und kommentieren damit ihr Verhalten bei jedem Auftritt. Die aufgetürmten Gel-Föhnfrisuren, die Pompons und die Schwalbenschwänze an den Kleidern und Fräcken lassen die Bewegungen so gekünstelt erscheinen wie ihr Lavieren durch das Gestrüpp ihrer Halbwahrheiten, Lügen und vorgetäuschten Ehrbarkeiten. Ihre Maskeraden werden überdeutlich vorgeführt.
Ihre Verfolgungsjagden in dem engen Salon um die obligatorische Palme herum wirken dagegen manchmal zu gewollt und können nicht bei allen so überzeugen wie bei dem leichtfüßigen Bräutigam Markus Gillich, der mit seinen aufgebogenen Rockschößen gekonnt über den quer gestellten Koffer segelt und sich mit seinen Mitspielern spannende Bewegungs-Kämpfe um das richtige Verhalten liefert.
Erinnerungen kommen hoch an die Inszenierung von Herbert Fritsch am Thalia Theater. Natürlich treibt Regisseur Bohnet den Spaß nicht so weit auf die Spitze wie das Enfant terrible der Berliner Volksbühne; das ist er dem Publikum im Ohnsorgtheater schuldig, doch es gelingt ihm diesen Schwank geschickt um ein paar kritische Randbemerkungen zu verjüngen.
Birgit Schmalmack vom 22.9.13

Abbildung: Jaques Freyber und Tanja Bahmani - by Sinje Hasheider

Zur Kritik von

ndr
Abendblatt

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