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Lieder vom Krieg und von der Liebe
Weiße Bälle hängen von der Decke oder liegen verstreut auf den grünen Rasenstreifen. Doch die Wörter, die später auf sie projiziert werden, passen so gar nicht zur heiteren Ausgangsstimmung: „Verwundet, Wimmern, Kanonade, Angriff“. In die ländliche idyllische Kindheit und Jugend des französischen Großvaters Papy bricht die brutale Wirklichkeit des ersten Weltkrieges. Seine Tagebuchaufzeichnungen bilden für seine Enkelin Géraldine Hélène Schramm den Ausgangspunkt ihres Regieprojektes „Papy - Belle Époque und Schützengräben„, das sie jetzt im Monsun Theater auf die Bühne brachte.
In Erinnerungsbruchstücken entstehen Bilder einer sorglosen Kindheit auf dem Dorf, die 1914 ein jähes Ende hatte. Papy wurde eingezogen und tauschte Kühe, Wiesen, Freunde und Flüsse gegen Schützengräben, Schrapnellen, Verwundete und Tote. Er hatte Glück und überlebte. Seine Lieblingcousine sollte später einen Deutschen heiraten. Wenn er das zu Zeiten des Krieges gewusst hätte, hätte er ganz anders auf den anderen Schützengraben geblickt, meint er einmal während des Abends.
Veronique Elling und Otwin Biernat spielen, lesen und erzählen die Tagebucheintragungen des Großvaters. Lebendig werden sie nicht nur durch die geschickte Verschneidung von Friedens- und Kriegszeiten und von dem Spiel mit den weißen Bällen, das eine Leichtigkeit in die Schwere des Gesagten bringt, sondern auch durch die stimmungsvollen französischen Chansons, die Elling mit unnachahmlichen Einfühlungsvermögen, Wärme und Tiefgang vorträgt. So erzählt dieser Abend nicht nur vom Krieg sondern vor allen Dingen vom Leben, von der Liebe und der Hoffnung.
Birgit Schmalmack vom 14.9.15
Abbildung: Papy - im Monsun Theater
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