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Geiler Wagner
Wagner mit Jugendlichen für Jugendliche, geht das überhaupt? Dieser Frage geht das Monsuntheater mit seinem Jugendprojekt „WAGNER.nextGENERATION“ nach. Die Regisseurin Francoise Hüsges nahm sich dafür das wenig gespielte Jugendwerk Wagners „Die Feen“ vor. Doch damit nicht genug. Sie gewann nicht nur Hamburger Jugendliche für dieses Unterfangen sondern auch junge Musiker aus St. Petersburg. Nun gehört Wagner für russische Jugendliche aufgrund seiner Vergangenheit nicht unbedingt zum politisch korrekten Bildungskanon. Doch Hüsges fand in der Komponistin Svetlana Lavrova eine Unterstützerin dieser grenzüberschreitenden Projektarbeit. Passender Weise geht es in den „Feen“ um die unmögliche Liebe zwischen den verschiedenen Welten. Ada (Helena Wasie)ist eine unsterbliche Fee und Arindal (Georgii Fedorov) ein sterblicher Königssohn. Eine Beziehung zwischen ihnen ist nicht vorgesehen und nicht erwünscht. Sie sprechen nicht nur bei Wagner unterschiedliche Sprachen sondern auch auf der Bühne. Arindal ist ein St. Petersburger Darsteller und Ada eine Hamburger Sängerin.
Was hat Wagner den Jugendlichen heute noch zu sagen? Sie durchforsten den süßlichen, klischeebehafteten Stoff mit dem Erfahrungsschatz einer Generation im Internetzeitalter. Bei ihnen findet ein Flirt nicht nur real sondern auch per Skype statt. Das Smartphone oder der Tablet ist ein unverzichtbares Requisit im heutigen Reich der Illusionen. Die Inszenierung wählt einen geschickten und risikoreichen Mittelweg zwischen kitschiger Märchenwelt und rauem Ghettojargon. Die russische Komponistin kontrastiert die wagnerische Opulenz mit schrägen modernen Klängen, die beide gleichermaßen souverän von ihrem St. Petersburger Kammer-Quintett intoniert werden. Dass der hundertköpfige Mädchenchor Hamburg auch noch mitspielt, verwundert zu diesem Zeitpunkt fast gar nicht mehr - wenn auch nur per Einblendung auf den Patchwork-Gazevorhang, der effektreich die Darsteller und die Musikerinnen trennt. Mit kluger Lichtregie werden trotz sparsamer Bühnenausstattung immer neue Stimmungen und Effekte erzeugt.
Dieses Projekt ist hochambitioniert. Es kann nur scheitern und das macht es so sympathisch. Um fehlerfreien Gesang geht es dem Ensemble nicht, um Profischauspielkunst auch nicht. Manche Töne sitzen nicht, manche Gesten sind eine Nummer zu groß. Aber sehr wohl um eine Beschäftigung mit klassischer Musik über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Und das ist nicht nur für die Teilnehmer sondern auch für die Zuschauer, die sich darauf einlassen mögen, ein Gewinn.
Birgit Schmalmack vom 24.11.13
Abbildung: wagner.nextgeneration - by Francoise Hüsges
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