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Allgemein:
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Dass ich gehen kann
Sonja Wilke hat ihr Leben stets aktiv gestaltet, doch nun ist sie zum Stillstand gezwungen: Sie ist in einem Krankenhaus gelandet. Schnell hat sie eine Lösung parat: Ihre Selbstzweifel haben sie krank gemacht. Sie muss einfach wieder die Möglichkeiten ihres Lebens sehen und in Angriff nehmen. Die hat sie zuvor gesammelt wie die Schmuckstücke, die ihre Liebhaber ihr im Gegenzug gegen Liebe dagelassen haben. Denn nichts ist umsonst. Diese Weisheiten gibt sie ungefragt an den Mann weiter, den sie im Rollstuhl sitzend in der Laube des Krankenhausgartens trifft. „Ich bin ja ein Bewegungsmensch, immer auf zwei Beinen. Für Sie ist das ja erstmal vorbei“, so begrüßt sie ihn. Sie dagegen hätte immer gewonnen.
Doch Sonja ist auch nach weiteren fünf Monaten immer noch im Krankenhaus. Wie der beinamputierte Rollstuhlfahrer. Sonja muss akzeptieren, dass ihre Kraft nicht mehr für eine Ergreifung der Möglichkeiten auf der Erde ausreicht. Also richtet sie ihren Blick gen Himmel. Wie schafft sie es, dass sie gehen kann? Wenn sie nichts mehr zu bereuen hat? Wenn sie mit ihrem Leben im Reinen ist?
In der letzten Szene hat sie ihr graues Nachthemd gegen ein schimmerndes Prinzessinnenkleid getauscht. Sonja Wilke ist bereit. Sie genießt mit dem Mann im Rollstuhl zusammen die Sterne und kann gehen. Der junge Mann war ein gelehriger Schüler: Er hat ihre Weisheiten übernommen: Jetzt spricht er statt ihrer von den zahlreichen Möglichkeiten, die der Mensch auch ohne Beine habe. Er könne schließlich seinen Kopf gebrauchen.
Regisseurin Eria Prollius hat das Stück von Gerlind Reinshagen "Himmel und Erde" im Lichthof inszeniert. Sie hat für die Rolle der Sonja die perfekte Darstellerin gefunden. Christine Korfant ist die burschikose, zupackende, aktive und lebenslustige Frau, die sich selbstbewusst ihre Scheiben vom Leben genommen hat und die jetzt ebenso selbstgewiss ihren letzten Weg geht. Ihr Gegenüber im Rollstuhl (Martin Westhof) hat es schwer gegen diese Powerfrau zu bestehen. Die „Frau am Klavier“ Eva Engelbach sorgt für die nötige Stimmung, wenn Sonja sich in Italien mit Herrn Leonhard wähnt, wenn sie mit dem Rollstuhlmann flirtet und wenn sie für ihren richtigen Weg ins Drüben die richtigen Worte sucht. Ein gut inszenierter Abend, der hauptsächlich von der grandiosen Hauptdarstellerin lebt.
Birgit Schmalmack vom 7.5.16