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Helmi: Lear

Das Helmi:Lear – Bis zum Hals im Dreck, Kulturhaus



Trashiger Generationenkonflikt

Die Eintrittskarte ist ein kleines Papprechteck, in Handarbeit mit „Lear“ beschriftet. Ebenso hat „Das Helmi“ auch in liebevoller Kleinarbeit aus Umzugskartons die Bühne entstehen lassen. Aus dem einfachen Werkstoff sind Blumen, Schwerter, Vasen, Bühnenwände, Fernrohre und Zepter entstanden. Klar, dass beim Helmi auch der Werkstoff Schaumstoff nicht fehlen darf, denn daraus entstehen ihre Puppen. Doch im „Lear“ steht außerdem ein leibhaftiger Schauspieler mit auf der Bühne. Das hat einen triftigen Grund: Es geht schließlich um die Auseinandersetzung mit dem Vater. Das haben die drei Loycke-Brüder (Felix, Florian, Niklas), die den Grundstock des Helmis bilden, zum Anlass genommen, ihren Vater (Peter) mit auf die Bühne zu bitten. Er verkörpert den Vater Lear, der sein Erbe unter seinen drei Töchtern verteilen möchte und dafür das Maß ihrer Liebe ergründen möchte. Die beiden Älteren liefern die gewünschten Sprüche und erhalten ihr Erbe. Nur die jüngere ist so ehrlich, dass sie dieser Show verweigert und verstoßen wird. Erst als es schon zu spät ist, erkennt der alte Mann seinen Irrtum und die große Liebe seiner jüngsten Tochter.
Vater Helmi hat im Verlaufe des Abends den textlastigsten Part, der sich durch die größte Nähe zum Shakespeareschen Originaltext auszeichnet. Die drei Brüder dagegen nehmen sich wie gewohnt größere Improvisationsfreiheiten heraus. Getreu ihrem Helmi-Prinzip, dass nur eine unernste Verspieltheit die Langeweile ausschließt. So verkörpern mit ihren Schaumstoffpuppen die drei Schwestern. Reagan hat Segelohren und einen riesigen Mund. Ihr Mann ist ein kleiner verkniffener Zwerg. Ihre Schwester ist eine dürre magere Gestalt. Immer wieder luken ihre Doppelgänger in Miniformat über die Bühnenwand und beobachten das Tun der anderen. Als am Schluss der Krieg ausbricht, fliegen die Schaumstoffleichen nur so über die Bühne. Lear hält seine jüngste Tochter in den Armen. Immer wieder horcht er an ihrem Pappkörper. Doch leblos bleibt sie.
Diese Produktion des Helmis vereinte den Charme der grenzenlosen Lust am Improvisieren, am Spielen und am Blödeln und den Tiefgang einer Auseinandersetzung der Generationen. Der Vater Peter L. passte sich hervorragend in das Projekt seiner Söhne ein und setzte doch wohltuende, markante, eigene Akzente.
Birgit Schmalmack vom 11.9.11

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