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Katzen sind so niedlich. Das finden viele. Und so klicken und liken und abonnieren sie. Katzenvideos sind der Renner auf Online-Plattformen. Hinter ihnen steht mittlerweile ein ganzes Business, mit einer ausgereiften Marketing- und Merchandise-Sparte. Was als eine Reihe von kleinen lustigen Bildchen begann, hat sich zu einem lukrativen Zweig im Internet ausgeweitet.
Von diesem Hype sollte man doch auch profitieren, dachten sich Annika Scharm and Hannah Wischnewski und ersannen ihrer eigenen Kanal. "Copy cats" nennt er sich und der Name ist Programm. Sie kopieren einfach die Videos, die sie im Netz finden, aber nicht mit den niedlichen Felltieren sondern mit ihrem eigenen Körper. So kuscheln sie auf der riesigen weißen Felldecke und ahmen ihre cudy Vorbilder nach. Sie schnurren, sie lecken, sie rollen die Augen, sie strecken ihre Zunge aus dem Mund, sie räkeln sich. Sie produzieren Bilder, die auf einem der drei Bildschirme auf der Bühne zu sehen sind. Und zwar viele, denn nur damit kann man Profit machen. Schneller sein als die anderen, mehr machen als die anderen und süßer sein als die anderen. Für die zwei Frauen kein Problem, schließlich ist das "Niedlich-Sein" ihre zweite Natur.
So jonglieren sie mit Obst und Gemüse wie ihr Vorbild aus Japan. So schlagen sie auf die Tasten wie die "Keyboard Cat". Sie nehmen all die Posen ein, die sie aus dem Netz kennen. Ihr ständiger Begleiter ist ihr Smartphone. Den Selfiestick stets in der Hand, auf dem Stativ oder zwischen den Zähnen. Alles was an Bildern produziert wird, ist auf ihrem Handybildschirm fest im Blick und unter Kontrolle. Selbstvermarktung ist eben alles.
Das Katzen eigentlich auch anders können, zeigen die letzten Szenen. Auf dem mittleren Bildschirm sieht man, wie eine Katze auf einem nächtlichen Streifzug einen Vogel tot beißt. Doch das bringt keine Klicks und keinen Profit, also schnell wieder lieb lächeln und Leckerlies verteilen. Zum Schluss gibt es noch einen oben drauf: Als letztes Goodie einen Schmusesong im schnurrenden Duett.
Annika Scharm and Hannah Wischnewski nehmen mit lakonischem Ton die Katzenvideo-Manie auf die Schippe. Dabei bleiben sie meist in ihrer Rolle als Nachahmerinnen. Auch wenn sie sich eine Schlacht mit Obstzutaten liefern, tun sie das nur, um ihre Aufmerksamkeitsrate zu erhöhen. Dass sie dabei durchaus das Klischeebild des schnurrenden, süßen Frauchens bedienen, dürfte ihnen klar sein. Es ist schließlich die Folie, durch die ihre Abbildung gesehen wird. Mehr analysierendes Bewusstsein dieser Ebene hätte ihre Performance noch interessanter gemacht.
Birgit Schmalmack vom 17.10.19
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