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Die Arme sind in lange knallig bunte Handschuhe gesteckt. Die Füßlinge passen in der Farbe dazu. So sind die Extremitäten markiert. Denn bei Williams Forsythes Arbeit "A Quiet Evening of Dance" kommt es auf jede kleine Bewegung an. Jede kleinste Finger-, Schulter oder Beinveränderung wird so deutlich sichtbar. Forsythe legt das Vokabular seiner Tänzer offen. Er buchstabiert das Ballettrepertoire durch. Und ist dennoch weit davon entfernt rein akademisch daherzukommen.
Zu dem "Prologue" von Parvaneh Schafarali and Ander Zabala zwitschern leise Vögel. So scheinen sie sich wie kleine bunte Vögel zu umflattern, während sie ihre leuchtend pinken und türkisen Arme heben und senken, ihre kleine Sprünge mit den bunten Füßen vollziehen. Noch deutlicher wird Forsythes Ansinnen im zweiten Teil "Catalogue" mit Jill Johnson and Christopher Roman. Hier scheinen die Tänzer wie auf dem Boden festgenagelt. Sie bewegen nur noch die Schultern und Arme, bis dann auch die Beine hinzunehmen. Sind ihre Bewegungsmuster auch noch so reduziert, nie treffen sie sich in einer synchronen Sequenz, was sie mit einem ironischen Seitenblick feststellen können. Stets hinken sie um mindestens eine Bewegung hinterher.
In dem folgenden "Epilogue" ist teilweise Klaviermusik von Morton Feldmann zu hören. Zu den Tänzern, die paarweise oder zu dritt auf die Bühne kommen, gesellt der HipHop Tänzer Rauf Yasit. Mit seinen bodennahen Verrenkungen des Street Dances setzt er kleine Ausrufezeichen in den Ablauf der Balletttänzer, die sie belustigt mit aufnehmen.
Nach der Pause weitet Forsythe diesen Aspekt noch weiter aus. Nun sind die Tänzer seiner Compagnie in der Barockzeit angekommen. Jedenfalls in Hinblick auf die Musik. Doch sie treten weiter in lockerer Trainingskleidung zu ihren bunten Handschuhen und Füßlingen auf. Sie fügen sich nur scheinbar in das höfische Zeremoniell des Balletttanzes ein. Sie liefern zwar alle gewünschte Ballettbewegungen in Perfektion ab, aber stellen sie gleichzeitig in Frage. Was nicht zuletzt durch das stetige Auftauchen von Yasit unterstrichen wird, der zur Vertikalen der Balletttänzer die Horizontale des Street Dances hinzufügt. Während die Sprünge zur Barockmusik in die Höhe weisen, verrenkt sich Yasit kunstvoll am Boden. So bereichert Forsythe das Ballettrepertoire um virtuose Kontrapunkte und zeigt die Stärke des Tanzes. Wenn die Stile so virtuos kombiniert werden, verhelfen sie sich gegenseitig zu neuen Qualitäten. Hier wird deutlich: Es gibt keine Gegensätze zwischen E und U-Tanz sondern nur eine Bereicherung des jeweils anderen, wenn sie klug zusammengeführt und professionell umgesetzt werden.
Birgit Schmalmack vom 8.4.19
Abbildung: A Quiet evening of Dance - Copyright: Bill Cooper
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