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Medea, Kampnagel

Medea, Kampnagel



Alles richtig gemacht?

Alles richtig machen und das Glück stellt sich automatisch ein? "Rama Lama Ding Dong," das beschwingte Lied der Firebirds erschallt in dem transparenten Häuschen auf der Bühne. Hinter seinen durchsichtigen Mauern legt die Kleinfamilie ihre perfekt einstudierte Choreografie hin. Sie wirken in ihren starren abgezirkelten Bewegungen wie Puppen, die ihr eingespieltes Familienspiel spielen, streng nach den Vorbildern, die ihnen aus der Werbung oder der High Society vermittelt werden. Wenn die Hausfrau, die an Jackie Kennedy erinnert, nur immer genügend Coca Cola, Cornflakes und Campell Tomatensuppe bereit hält, müsste sich dann nicht das häusliche Glück von alleine einstellen? Schon im ersten Bild der Inszenierung von Rieke Süßkow ahnt man, dass es nicht so sein wird. die ritualisierten Familienbegegnungen haben keinen Platz für wahre Emotionen. Kein Wunder, dass auch die Erotik so auf der Strecke bleibt. So sehr sich die Ehefrau auch an ihren Mann anschmiegt will, sie rutscht ihm immer wieder vom Schoß. Ihre Liebkosungen wirken so wie Verrenkungen, die einen Zweikampf münden. Als dann die Frau im roten Kleid auftaucht, ist der weitere Verlauf vorprogrammiert: Der Mann verschwindet mit ihr.
Süßkow hat die Medea-Geschichte nur als Ausgangspunkt genommen, um dem Klischee des Glücks in Wohlstand, Ehe und Familie nachzuspüren. Ob sie nun dafür den Ausgangstext von Hans Henny Jahn oder Euripides nimmt, merkt der Zuschauer nicht: Ihre Inszenierung bleibt ganz ohne Text. Medea wird zu einer Frau, die sich die Erfüllung ihres Traumes erzwingt, auch wenn sie dafür ihre Liebesobjekte in leblose, willenlose Puppen verwandeln muss. Wie eine Comic-Pantomime hinter Plexiglas führen ihre stark überschminkten Figuren ihre Parabel auf. Leider bleibt ihre Entwicklung zu vorhersehbar um wirklich spannend zu sein, trotz des veränderten Schlusses. Der Mut zum Ausbruch aus dem starren Konzept hätte die Wirkung der Arbeit vervielfacht.
Birgit Schmalmack vom 6.3.19

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