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Planet Kigali, Kampnagel

Planet Kigali, Kampnagel



Erinnern, Erfinden, Auflösen, Verschmelzen

Vom Planeten Kigali sind sie in Hamburg gelandet. Nebelschwaden umwabern die schwarz- weiße Bühne. Die fünf Tänzer wirken wie vom einem anderen Stern, wenn sie mit ihren Helmen durch das Nebelfeld schreiten. Auf der Erde gelandet, doch mit anderen Sphären verbunden. Sie sind verknüpft mit der Vergangenheit, die gleichzeitig Gegenwart und Zukunft werden kann. Oder umgekehrt. Die Linearität der Zeit stellen sie in Frage. Sie glauben eher daran, dass die Zeit ein Kreis ist, in dem alle Zeitebenen im stetigem Austausch untereinander verknüpft sind. Auf der Bühne findet nicht nur die Anregung zwischen Tradition und Moderne statt sondern auch zwischen den verschiedenen kulturellen Backgrounds der Mitwirkenden.
Das zeigt sich nicht nur bei den Tänzern sondern auch bei der Zusammensetzung des Regieteams. Der Schauspieler und Regisseur aus Ruanda Dorcy Rugamba, der deutsche Dramaturg Jens Dietrich und die deutsch-mexikanische Choreografin Yolanda Gutiérrez, sie alle blicken aus unterschiedlichen Perspektiven auf den Tanz als Ausdrucksmittel. Im Bühnenbild der Berliner Künstlerin Jelka Plate trifft Minimal Art auf die ruandische Kunstform Imigongo und der Hamburger Klangkünstler Andi Otto remixt die Soundscapes Kigalis mit traditioneller Musik zu hypnotischen Beats.
Rugamba kommt aus der Schule des Kwikunda, in dem jeder Tänzer darin geschult, wird seine ganz persönliche Individualität zu entwickeln und diese dann für die Unterstützung der Gemeinschaft einzusetzen. Wenn die Tänzer aus ihrem Stampfen auf den Boden und Trommeln auf dem eigenen Körper einen gemeinsamen Beat entwickeln, wird genau das deutlich. Wenn der ältere Sänger und Tänzer seine Melodien und Bewegungen beisteuert um die jüngeren anzutreiben, entsteht aus den unterschiedlichen Traditionen und Hintergründen etwas Neues. Alte und neue Bewegungen, alte und neue Rhythmen und Sounds finden zu frischen Ausdrucksformen, die nicht von früheren abgeschnitten sind sondern diese in sich aufnehmen und weiter entwickeln.
Ein ästhetischer, poetischer, zarter und kraftvoller Abend, in dem Kunst und Folklore kein Gegensatzpaar bildeten sondern miteinander verschmolzen.
Birgit Schmalmack vom 14.12.18

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