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Chaos mit "K" meint in seiner griechischen Urbedeutung ein Mix der Elemente ohne jede ordnende Strukturen. Diese fehlenden Regeln, diese mangelnde Ordnung führt zu einem Gefühl der Unsicherheit, das die Menschen ins Chaos stürzen lässt. Diesem wollte Laurent Chétouane in seiner neuen Arbeit "Khaos" nachspüren. Dazu lässt er drei Musiker und vier Tänzer den leeren Bühnenraum auf Kampnagel bespielen. Während der Violinist mit seinen Bach-Sequenzen klare Ordnungsstrukturen verkörpert, halten der Pianist und der Cellist mit Tönen von Wolfgang Rihm und John Cage dagegen. So verschwimmt der musikalische Rahmen mal mehr und mal weniger, in dem sich die Tänzer bewegen. Sie taumeln über eineinhalb Stunden durch den Raum und die Zeit. Jede Spannung scheint ihnen abhanden gekommen zu sein. Sie schwingen die Arme oder Beine in die Höhe oder zur Seite, als wenn sie von unsichtbaren Winden hin- und hergetrieben werden. Nur kurz finden sie sich zu winzigen gemeinsamen Bewegungen zusammen, um sogleich wieder aus einander gefegt zu werden. Eine Mitte scheinen sie nicht mehr zu besitzen. Hin und wieder fehlt ihnen sogar die Kraft für die aufrechte Position und sie stürzen zu Boden. Doch auch dort ist ihnen keine Ruhe vergönnt. Mühsam hangeln sie sich sofort wieder auf die Beine.
Während die Musik Spannung aus den Übergängen zwischen den Stadien der Unsicherheit und ihren Entwicklungszyklen gewinnt, gelingt das der Choreographie weniger. Sie ermüdet zusehend, da wenig Entwicklung erkennbar wird. Um Strukturlosigkeit zu erkennen und zu erfühlen, braucht es den Gegenpart der Ordnung. Gerade aus diesem Gegensatzpaar und seinen fließenden Übergängen hatte sich Spannung generieren lassen, die so leider fehlte. Was Chétouane für seine Musikauswahl intelligent berücksichtigte, versäumte er in dieser Deutlichkeit leider bei der Umsetzung in die Tanzsprache. Hier vertraute er leider zu sehr auf ein geschultes, eingeweihtes Publikum, das selbst die kleinsten Andeutungen noch zu entschlüsseln weiß.
Birgit Schmalmack vom 19.12.17
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