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Maier, Kogge, Boysen?
Wenn ein Theaterstück nach drei Schauspielern genannt worden ist, sind die Hürden für eine Neuinszenierung hoch. Die Hamburger Kammerspielen wagen sich dennoch an eine Neuauflage des Geschwisterdramas von Thomas Bernhard. Die beiden Schwestern und der Bruder sind in dem goldenen Käfig eines reichen Wiener Großindustriellen aufgewachsen. Arbeiten zum Zwecke des Gelderwerbs war überflüssig. Man wuchs umgeben von Bildung, Kultur und Reichtum auf. Den Künstler-Schwestern wurde mit 51% Anteilen an der Hofburg eine lebenslange Auftrittsgarantie gesichert und der hochbegabte Sohn durfte sich nach Lust und Laune in seinen philosophischen Studien ergehen. Ob Cambridge, London oder Norwegen - Ludwig widmete sich dem Denken.
Schon früh waren die Rollen in dem Dreiergespann verteilt: Die ältere Schwester (Imogen Kogge) ist der treusorgende Geist des Hauses, immer brav dienend im Hintergrund bietet sie ihre Hilfe an. Sie gefällt sich scheinbar klaglos in der Rolle der Dienerin ihres klugen Bruder (Markus Boysen), die ihm seine Manuskripte abtippt, ohne davon etwas zu verstehen. Sie ermöglicht ihm damit die Rolle des intellektuell weit Überlegenen, der auf seine Umgebung herunterblicken kann. Die jüngere Schwester (Ulli Maier) glaubt dagegen fest an ihre Unabhängigkeit, die sich nicht von der vermeintlichen Klugheit des Bruders einfangen lässt. Dennoch lässt sie keine Gelegenheit aus, sich bei ihm durch Herabsetzung der überbraven Schwester anzubiedern.
Doch die Rollen sind eben nur scheinbar klar. Thomas Bernhards Stück fasziniert gerade deswegen auch heute noch, weil die Verstrickungen der Drei wechselseitig sind und im Laufe des Abends immer wieder kippen. Auch als Erwachsene können sie sich nicht aus den gegenseitigen Abhängigkeiten lösen. Keiner von ihnen. Alle drei werden in ihrer Familiengruft begraben werden. Da mag der Bruder, der als einziger einen Namen von Bernhard verehrt bekam, noch so sehr die Möbel um einen halben Meter verrücken. Auch er weiß ganz genau, dass sein einziger Ausweg der Rückzug ein die Irrenanstalt "Steinhof" ist, aus der er gerade von der ältere Schwester "nach Hause" geholt worden ist.
Regisseur Jasper Brandis hat versucht, der legendären Inszenierung mit den drei Schauspielstars so nahe wie möglich zu kommen. Imogen Kogge ist wie Kirsten Dene eine sehr überzeugende leise, liebe ältere Schwester. Ulli Maier ist im Gegensatz zu Ilse Ritter eine etwas weniger kapriziöse, dafür aber ironischere jüngere Schwester und Markus Boysen versucht den weinerlichen Grantler wie Gert Voss zu geben. Das gelingt ihm gut, aber hier wäre ein wenig mehr Mut zur eigenen Interpretation noch überzeugender gewesen.
Birgit Schmalmack vom 29.05.16
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