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The Who and the What, DSH

The Who and the What

Welche Fragen sind erlaubt?

Es gehe doch schließlich immer um das Wer und das Was! Wer ist jemand und was für eine Geschichte gibt er oder sie sich? Davon ist Zarina überzeugt. Und zwar auch in Bezug auf dem Prophet Mohammed. Als pakistanische Amerikanerin will sie endlich Fragen stellen dürfen, auch in Bezug auf den eigentlich sakrosankten Religionsgründer. Das sieht ihr Vater ganz anders. Er ist entsetzt, als er erfährt, an welchem Buch seine gebildete Tochter arbeitet. Er hatte sie stets für ein gut gläubige Muslima gehalten.
Als liebender, hart arbeitender Vater hatte er seinen beiden Töchter ermöglicht ungehindert ihrer Bildung und ihren Interessen nachzugehen. Die jüngere Tochter (Josefine Israel) hatte brav ihren muslimischen Jugendfreund geheiratet. Doch als Zarina sich in einen katholischen Iren verliebte, wurde ihr diese Beziehung untersagt. Zarina verkroch sich fortan hinter ihrem Schreibtisch. Der Vater meldete sich in ihrem Namen bei einem Dating-Portal an. So kam der Kontakt zu dem Konvertiten und Imam Eli (Paul Herwig) zustande. Liebe auf den ersten Blick ist es nur von seiner Seite aus, doch sie heiraten. Als Eli ihr Manuskript zu sehen bekommt, bekommt auch er einen Schreck, denn er weiß um die Gefährdung seiner und ihrer Stellung in der pakistanischen Gemeinde durch ihre provokativen Thesen. Dennoch unterstützt er im Gegensatz zu ihrem Vater, der sie voller Enttäuschung verstößt.
Das klingt alles nach einer allzu bekannten Geschichte um Tradition, Unterdrückung und Rückständigkeit. Doch genau das ist das Stück von Ayad Akhtar nicht. Für jede der Personen, die hier auf der Bühne des Schauspielhauses agieren, empfindet man als Zuschauer Sympathie und Verständnis. Sie treten als nicht als die fremde Exoten sondern "Menschen wie du und ich" auf, die man nicht in eine Klischee-Ecke stellen kann. Der Vater ist gekennzeichnet von großer Wärme und Liebe. Er will für seine Töchter nur das Beste und glaubt das in einer Lebensführung zu finden, die seiner eigenen ähnelt. Doch seine Töchter haben eben im Gegensatz zu ihm nicht nur pakistanische Wurzeln sondern auch amerikanische. Das Stück zeigt anhand der Geschichte einer Einwanderer-Familie, wie Integration gelingen kann und wie wichtig dabei Bildung und wirtschaftlicher Erfolg ist. Der Vater ist ein erfolgreicher Taxiunternehmer in Atlanta geworden. Er konnte seinen Weg in Amerika gehen, der ihm in Pakistan verwehrt war. Für ihn hat sich die Auswanderung wirtschaftlich gelohnt, für seine Töchter nicht nur in dieser Hinsicht. Die eine ergreift ihre Chance zur Weiterentwicklung ganz aktiv. Sie kämpft für eine offene Auseinandersetzung, die für sie die Grundlage für eine geistiges Weiterkommen ist. Ein intelligentes Stück, das unter der sensiblen Regle von Karin Beier bestens zur Geltung kam. Das lag nicht zuletzt an der tollen Besetzung, allen voran mit Lina Beckmann als fragender, kämpferischer Zarina und Ernst Stötzner als warmherzigem und nur vordergründig autoritärem Vater.
Birgit Schmalmack vom 22.3.17

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