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Endspiel, Klabauter

Endspiel, Klabauter


Echte Schauspielkunst


Ich verlasse dich, kündigt Clov immer wieder an, wenn er seinen Arbeitgeber Hamm in seinem Rollstuhl zurücklässt, um wieder in die Küche zu gehen. Doch wenn Hamm nach ihm pfeift, ist er wieder da. Sie werden dieses Spiel bis zum Ende weiterspielen. "Kannst du dich an einem Moment des Glücks erinnern", fragt Hamm einmal seinen Diener. "Nein." Genau deswegen kommt er wahrscheinlich stets wieder zurück. Die andere Hölle, außerhalb ihres Hauses, kennen sie nicht. Die ihrige ist ihnen wenigstens vertraut. Wer keine Ahnung von einem möglichen Glück kennt, kann auch keine Hoffnung auf Verbesserung in sich finden. Der Blinde, Gelähmte braucht denjenigen, der sich nicht setzen kann, genauso wie umgekehrt. Sie haben sich in ihrem täglichen Ritualen eingerichtet. Zu ihrem Endspiel gehören auch Hamms Eltern (Amon Nirandorn, Sabrina Fries), die in zwei Kisten eingesperrt sind. Sie harren auf Fütterung und ein paar Worte. Doch im Unterschied zu Hamm und Clov können sie sich an bessere Zeiten erinnern, an Zeiten, in denen sie sich küssen und streicheln konnten. Doch nun warten sie nur noch auf den Tod, der bald kommen wird. Auch diese Hoffnung bleibt die beiden Jüngeren verwehrt. Sie werden noch lange ihr Spiel der gegenseitigen Abhängigkeiten weiterspielen müssen.

Selten hat man diesen Klassiker von Samuel Beckettt so überzeugend gesehen wie in der Umsetzung des Klabauter-Theaters unter der Regie von Dorothee de Place. Wenn Lars Pietzko als Hamm nach seinen Beruhigungstabletten verlangt und dabei in ein spastisches Zittern gerät, wenn Marc-André Steffen als Clov sich brav von Hamm herumschubsen lässt und dabei schüchtern einknickt und dennoch einen leicht aufmüpfigen Blick von unten herauf wagt, ist ihre Betroffenheit bis in die Zuschauerreihen spürbar. Die vermeintlichen Einschränkungen der Schauspieler werden hier zu ihrer Stärke, weil sie ihr Spiel umso dringlicher werden lassen. Wann hat der Text von Beckett je eine solch restlos überzeugende Notwendigkeit entfaltet, wie in dieser eindringlichen Inszenierung mit diesen Schauspielern? Hier gibt es kein Als Ob, hier spürt man die existenzielle Notwendigkeit des Spiel in jeder Minute.

Birgit Schmalmack vom 2-9-18

Abbildung: Endspiel - Klabauer Theater

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