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»brujx« , Hello-Festspiele

Luciana Achugar »brujx«


Ausstellen von Körperlichkeit


Die drei Frauen stolzieren auf goldenen High Heels und in glitzernden String-Bodys durch den Ballsaal, immer dicht an den eintrudelnden Zuschauer vorbei. Nie schweift der Blick dabei nach oben, zur anderen oder ins Publikum. Der Blick ist fest auf den Boden gerichtet. Die langen Haare verdecken fast völlig das Gesicht, während die spärliche Kleidung ansonsten tiefe Einblicke gibt. Dann marschieren sie auf den hölzernen Tanzboden und ihre Schritte formen sich allmählich zu einem soldatischen knallenden Einheitsschritt, der von dem Schlagzeuger angetrieben wird. Da geht so gefühlte zehn Minuten. Dann versammeln sie sich zu einem Dreiergespann in der Mitte, das gemeinsame Bewegungen in der Vertikalen vollzieht. Die folgenden Übungen werden schweißtreibender. Die Anstrengung macht sich in lautem Stöhnen der Tänzerinnen und immer weiteren Abwerfen von Kleidungsteilen bemerkbar. Wenn die Muskeln zucken und zittern, ist die ausgestellte Körperlichkeit unübersehbar.
Die New Yorker Choreographin Luciana Achugar ist für die Hallo-Festspiel nach Hamburg gekommen. Mit ihren drei Tänzerinnen wagt sie in "brujx" einen provozierenden Blick auf die Wahrnehmung von Frauenkörpern in Bewegung. Vermeintlich bedienen diese Frauen alle (männlichen) Erwartungen. Beschämt auf den Boden blickend führen sie ihre Reize spazieren. Doch was wie zunächst wie eine Gogo-Show und dann ein erotischen Work-Out wirkt, wird im Laufe der Inszenierung immer mehr zu einem Befreiungsschlag. Zum Schluss schlagen sie mit den Jeans, die ihnen zuvor als Gymnastikunterlage diente, um sich. Die goldenen hochhackigen Schuhe hatten sie da schon längst abgestreift. Während sie sich von der bunt ausgeleuchteten Tanzfläche in die unbeleuchtete dunkle Halle des Ballsaal hinaus wagen, stoßen sie wilde, erobernde, wütende Schreie aus.
Eine nicht nur für die Tänzerinnen anstrengende Arbeit, denn sie stellt nur vermeintlich die Körper der Tänzerinnen in den Fokus; vielmehr hinterfragt sie die Seherwartungen, Vorurteile, Klischeevorstellungen und vorschnellen Einsortierungsversuche der Zuschauer.
Birgit Schmalmack vom 28.5.19

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