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Bad Mexican Dog , Körber Studio

Klassistischer Enttarnungsversuch


Billige Strohmatten, ein DJ-Pult und ein paar Kubikmeter Sand: Schon ist das Beach Club Feeling fertig. Zumindest die Illusion davon. Nett, wenn dann auch noch ein paar nette Beach-Boys mit kleinen Jokes, flotten Moves und etwas Sex-Appeal in dieser Kulisse herumhopsen. Dann darf sich der Westeuropäer ganz dem Tropical Feeling hingeben. Und gerne übersehen, dass die dienstbaren Boys sich für ihn ganz leer machen um ein Gefäß für all seine Wunschvorstellungen zu sein und ein möglich hohes Trinkgeld abzugreifen.

In dieser Kulisse hat Ruth Mensah ihre Inszenierung der Kurzgeschichte von Jonas Eika "Bad Mexican Dog" angesiedelt. Soweit eine gute Idee. Um die klassistischen und rassistischen Ideenkonstrukten dahinter zu hinterfragen, ist also eine Fallhöhe angelegt. Doch sie stellt sich leider nicht ein. Mag es an dem spröden Hamburger Publikum liegen, das sich nicht auf die seichten Animierversuche der Beach Boys einlassen mag, an der allzu offensichtlichen Absicht oder an dem nicht immer überzeugenden Zusammenspiel zwischen der Geschichte der Beachboys auf der Bühne und der Erzählung einer „Zuschauerin“, die bei ihrem Urlaub in Mexiko einem Erpressungsversuch hereinfiel. Mensah lässt sie nämlich die „Pausen“ in der Show der Beach-Boys dazu nutzen, ihre Erfahrungen dem Publikum mitzuteilen. Als dann der Abend auch noch ins Surreale kippt und zwei der Beach Boys ihren erschlagenen Dritten mit einem Beschwörungsritual wieder zum Leben erwecken, steigt die Rate der Fragezeichen im Kopf. Da mag auch der überraschende Schluss, der die Beach Boys und die betrogene Touristin mit den Zuschauer:innen zusammen an Land gehen lässt, nicht mehr zu versöhnen. Die zwei Wochen Probezeit, die dem Team für die endgültige Version zu Verfügung standen, haben wohl nicht ausgereicht, um die interessanten Ansätze zu einer rundum überzeugenden Gesamtleistung werden zu lassen. Gerade den feinen Grad zwischen Behauptung, Überspitzung und Brechung zu erwischen, ist schließlich die größte Herausforderung, die éine Regisseurin an ihr Ensemble stellen kann. Dazu hätte dieses hier mehr Unterstützung benötigt.

Birgit Schmalmack vom 12.6.22

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