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Imitation of life, Lessingtage

Imitation of Life, Lessingtage




Komplette Umwälzung

Als die Roma-Frau (Lili Monori) aus ihrer Wohnung vertrieben wird, fängt die Bühne an sich zu drehen. Eine Immobilienfirma hatte ihr fristlos gekündigt; sie ist hier nicht mehr erwünscht. Langsam fallen die Bücher aus den Regalen, die Elektrogeräte fliegen an ihren Kabeln in die Luft, das Sofa mit Tisch und Stühlen wirbelt von einer Seite auf die nächste, der Kühlschrank fliegt mit lauten Knall durch den Raum. Zum Schluss ist nichts mehr auf seinem Platz. Die Umwälzung ist komplett.
Eine junge Frau (Annamária Láng) wird vom Immobilienmakler hereingeführt. Die neue Mieterin akzeptiert die vermüllte Wohnung sofort. Denn auch sie ist eine Außenseiterin in dieser Gesellschaft; die blauen Flecke auf ihrem Körper zeugen von erfahrener Gewalt. Sie sagt, sie wolle hier allein wohnen, doch nachdem der Vertrag unterschrieben ist, holt sie ihren Sohn schnell zur Tür herein. Als er auf dem Sofa eingeschlafen ist, schleicht sie sich zu ihrem Liebhaber davon.
Alle Figuren in "Imitation of Life (Látszatélet)" von Kornél Mundruczó des Proton Theatre aus Budapest behalten bis zum Schluss ihre Geheimnisse. Sie werfen Fragen auf, die weit über die Aufführungsdauer im Kopf bleiben. Denn sie sind Vertreter des "echten Lebens" in heutigen Ungarn jenseits der regierungsnahen Berichterstattung, wie die Schauspieler im Nachgespräch erläuterten. Sie zeigen Menschen, die von den Veränderungen durch den hereinbrechenden Kapitalismus und Nationalismus hin- und her geworfen werden und ihre Basis verloren haben. Ein weiteres Highlight der Lessingtage.
Birgit Schmalmack vom 7.2.18

Abbildung: Imitation of Life, Lessingtage - Foto: Marcell Rév

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