Sie sind hier: Thalia Theater
Weiter zu: HH-Theater T-Z
Allgemein: Spiegelneuronen, Kampnagel KEIN SCHÖNER SCHLAND, Hf MT IM CABARET, AU CABARET, TO CABARET, HfMT Eigengrau, Sprechwerk Der alte Mann und ein Meer, HfMT Zu Schad, Tonali A PLACE CALLED HOME, Kampnagel Ocean cage, Kampnagel Der eigene Tod, DSH Gesetze schreddern, Malersaal

An Act of now, Theater der Welt

An Act of Now, Kakaospeicher

Begeisternde Energieladung

Mit Kopfhörern auf den Ohren stehen die Zuschauer abwartend in der riesigen Halle. Einzelne recken die Köpfe, steigen auf die wenigen Bänke, stellen sich auf die Zehenspitzen. Doch zu sehen ist erst einmal nichts. Endlich erscheint eine Frau in Warnweste, die mit Leuchtsignalen den Weg weist. Wie eine willige Herde folgt ihr der ganze Tross einmal im Kreis herum durch die ganze Halle, bis zu den Plätzen, die man auf dem direkten Weg schneller hätte erreichen können.
Von ihren Reihen steht ein geschlossenes Glashaus. Schemenhaft sind einzelne Menschen im nebligen Inneren zu erkennen. Nur wenn sie ganz nah an die Glasscheiben kommen, sind sie zu sehen. Dann formt sich der Soundteppich, der über die Kopfhörer zu hören war zu rhythmischer Musik. Expressiver Tanz beginnt, der schnell die Grenzen des kleinen Glashauses deutlich macht. Für sieben Menschen ist dieser Entfaltungsraum sehr schmal bemessen. Doch sie scheinen eingeschlossen. So loten sie aus, welchen Freiraum sie im Glashaus haben. Sie treten in Beziehungen zueinander, reizen, umgarnen und nerven einander, gehen wieder auf Abstand, sind gelangweilt, probieren Neues aus, werden in der Enge aggressiver, verspüren wieder Lust auf Harmonie, geraten in Panik, hängen sich schließlich wie Fledermäuse an die Decke und entscheiden schließlich: Einer muss gehen. Der verlässt tatsächlich den Raum. Kommt aber bald freiwillig wieder zurück, weil er ohne die Gemeinschaft nicht sein kann. Doch die Initialzündung ist gegeben. Sie wissen jetzt: Es gibt also einen Raum außerhalb des Glashauses. Einer seilt sich durch den Fußboden ab. Andere folgen. Eine von ihnen greift sich ein Mikro und singt. Sie kreiert eigene Musik, denn sie weiß nun, dass sie mehr angewiesen auf die Musik vom Band ist, die durch die Kopfhörer kam. Schließlich verlassen alle die Enge des Glashauses und erobern die riesige Halle des Kakaospeichers.
Ein energiegeladener, begeisternder Tanzabend der Choreographin Anouk van Dijk, der die Professionalität der Tänzer von Chunky Move hervorragend zur Geltung brachte. Das bisherige Highlight des Festivals.
Birgit Schmalmack vom 9.6.17

Abbildung: An Act of Now - Foto: Jeff Busby

Gehe zu: Lady eats apple, Thalia Vu du pont, Thalia