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Allgemein:
Spiegelneuronen, Kampnagel
KEIN SCHÖNER SCHLAND, Hf MT
IM CABARET, AU CABARET, TO CABARET, HfMT
Eigengrau, Sprechwerk
Der alte Mann und ein Meer, HfMT
Zu Schad, Tonali
A PLACE CALLED HOME, Kampnagel
Ocean cage, Kampnagel
Der eigene Tod, DSH
Gesetze schreddern, Malersaal
Mein Hund hat mich gerettet
Torgau ist immer noch im Krieg. Obwohl er schon vor sechs Monaten aus Afghanistan zurückgekommen ist, ist sein Kopf immer noch auf Kriegsmodus eingestellt. Überall vermutet er Gefahren, Brandanschläge, Attentate. Stets will er zur Waffe greifen, die nicht mehr an seinem Gürtel befestigt ist, auch wenn er nur durch ein Einkaufszentrum geht. Für den Bundeswehrarzt, der ihn nach seiner Rückkehr untersucht, ist er ein Drückeberger und Kameradenschwein, der sich mit seinen Pseudobeschwerden nur vor dem nächsten Einsatz drücken will. Seine Ehefrau wünscht sich bloß ihren alten Andre zurück. Doch den gibt es nicht mehr. Sobald ihn ein Trigger erreicht, wird der Vater ihrer zwei Söhne zum "Hulk". Seine Frau ist es auch, die Andre ein Ultimatum stellt: Entweder suchst du dir Hilfe oder unsere Familie ist nicht mehr zu retten. So schafft sich Andre nicht nur einen Hund an sondern besorgt sich auch einen Termin beim Psychiater.
Die freie Theatergruppe Axensprung hat sich unter der Regie von Erik Schäffle dem Thema der Kriegsheimkehrer gewidmet. Obwohl sie es auch im historischen Rahmen einordnet, liegt ihr Schwerpunkt auf den Bundeswehrsoldaten, die heute aus den Einsätzen im Ausland zurückkehren und von denen viele unter PTBS leiden, einem posttraumatischen Belastungssyndrom. Gerade Soldaten, die stets auf Stärke getrimmt werden, fällt es schwer sich und den anderen ihre Schwächen einzugestehen und sich Hilfe zu holen. Das Team hat mit vielen Betroffenen und Experten in der über ein halbes Jahr dauernden Vorbereitungsphase gesprochen und daraus ihr Theaterstück zusammengestellt, das die Geschichte um Andre Torgau in den Mittelpunkt stellt. Doch auch Szenen aus der Talkshow "Lena Delfs hautnah", Zitate aus historischen Kriegsheimkehrertagebüchern und Soldatenbriefen sowie Aussagen von Philosophen und Politikern finden Eingang in das vielschichtige Stück. So wird es ein beeindruckender theatraler Beitrag zur aktuellen Diskussion um die militärischen Beitrags Deutschlands, der immer mehr eingefordert wird. Die hochkarätige Darstellertruppe (Oliver Hermann, Markus Voigt, Mignon Remé, Michael Bideller) sorgt in jedem Moment für gespannte Aufmerksamkeit und viel Gesprächsstoff nach der Aufführung.
Birgit Schmalmack vom 17.2.16
Abbildung: Kampfeinsatz - Foto: Oliver Fantitsch
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