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Zum Schluss ist Manuel wieder auf seine Eingangsfrage zurückgeworfen. Wer bin ich? Was bin ich? Bin ich überhaupt?
Seine Umgebung liefert ihm dabei keine Hinweise auf eine mögliche Antwort. Er befindet sich in einem weißen leeren Raum. Statt seiner Erinnerungen gibt es nur ein Loch in seinem Gehirn. Zunächst ist seine einzige Ansprechpartnerin Alice, ein Chat-Bot, die ihm die meisten Antworten verweigert und dann nur die Hilfe-Funktion des Startmenus anbietet. Doch sie verschafft ihm immerhin den Zugang zum Internet. So versucht er dort nach Spuren seiner Identität zu forschen. Dann tritt ein Mann in seinen Raum, der vorgibt sein Vater zu sein. Doch kann er ihm vertrauen? Schon bald kommen ihm Zweifel. Eine Julia taucht auf, die behauptet seine Schwester zu sein. Und ein dubioser, angeblich ehemaliger Geschäftspartner seines Vaters, die zusammen Gehirn manipulierende Software entwickeln wollten und sich dabei zerstritten hatten.
Manuel muss immer wieder seine gerade entstandenen Theorien über seine eigene Identität über den Haufen werfen, wenn er wieder mit einer neuen Erkenntnis konfrontiert wird. So entscheidet er, dass er selbst die einzige Richtschnur in seinem Denken sein kann. Er nimmt die Aussage von Decartes „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) als Leitsatz für seine Existenz. Der beinhaltet jedoch auch seine Selbstzweifel.
"Decartes stellte sich dafür einen allmächtigen Dämon vor, der ihm die Welt nur vorgaukelte. Doch er glaubte nicht, dass es wirklich so war – für ihn war es nur ein Gedankenspiel. Für mich ist es dagegen bittere Realität", so erkennt er im Laufe des Abends.
Ganz zum Schluss wird diese Reise in sein Inneres noch um eine weitere Schraube ins Verstörende gedreht. Denn da hat die Psychologin noch eine weitere Überraschung für ihn bereit. Ist er überhaupt ein Mensch?
Auch das Publikum im Lichthof beim Gastspiel des Theaters Überzwerg aus Saarbrücken wurde von einer Realität in die nächste, von einer Denkwelt in die weitere geworfen. Hier galt es wie für Manuel sich nicht in den einzelnen Ebenen zu verlieren. Hautnah erlebte es mit, wie Manuel sich versucht zu orientieren. Doch neben dieser persönlichen spannenden Geschichte werden viele hoch philosophische und ethische Fragen, die schon jetzt sehr aktuell sind, gestellt. Wunderbarer Diskussionsstoff für das anschließende Gespräch im Foyer, der direkt in ein Problem unserer möglichen Zukunft mit einer sich verselbstständigen KI hineinführt. Ein das Publikum begeisternder Theaterabend im Rahmen der Privattheatertage, der zeigt wie anregend und aktuell Theater sein kann.
Birgit Schmalmack vom 8.7.23