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Die namenlose Chefin (Natascha Heimes) - mit Krawatte, also vielleicht auch ein Chef? - ist ein Vollprofi des Mediengeschäft, sollte man zumindest meinen, denn sie arbeitet in der Werbebranche. Sie hält sich etwas auf ihren ausgesprochenen Teamgeist zugute, der nie ganz den Boss heraushängen lässt, und ist überzeugt, dass sie nach dem heutigen Meeting den Kunden ganz für sich gewinnen kann. Nach dem Treffen knallen schon die Sektkorken, doch dann gießt ausgerechnet ihr (untergebener) Kollege Wasser in das perlende Getränk: Das eine Wort in ihrem letzten Joke sei nicht ganz korrekt gewesen. Ab dem nächsten Tag ist nichts mehr wie es vorher war: Der Shitstorm der Social Media bricht über die Werbechefin herein und zieht ihr den bisher sicher geglaubten Boden unter den Füßen weg. Plötzlich hat sie alle gegen sich: die als loyal angesehenen Teamkollegen (Daniel Holzberg & Victoria Abelmann-Brockmann) die Chefetage, die Öffentlichkeit, die Kunden. Plötzlich ist sie zu jemanden geworden, der als toxisch gilt. Als sie dann auch noch Zuspruch und Unterstützung von der falschen Seite bekommt, weiß sie, dass sie wieder ganz von vorne anfangen muss.
Das rasante, wortgewitzte Stück des britisch-indischen Autors Vinay Patels wurde vom Münchner Hoftheater unter der Regie von Ercan Karacayli in ebenso temporeicher Szenenfolge und ständigem Rollenwechsel mit nur drei Schauspieler:innen auf die sparsam eingerichteten Bühne gebracht. Der Text macht unterhaltsam klar, wie rasch ein falsches Wort zur falschen Zeit alles verändern kann. Die auf den schnellen Witz abzielende Umsetzung nahm dem Publikum allerdings die Möglichkeit, die bedenkenswerten Subtexte ganz auf sich wirken zu lassen. Diese Inszenierung setzte ein wenig zu sehr auf die amüsante Oberfläche, deren Funke jedoch beim Hamburger Publikum nicht ganz übersprang. Der britische Humor in der bayerischen Version konnte beim Gastspiel in Hamburg im Monsuntheater nicht recht zünden.
Birgit Schmalmack vom 11.7.23
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