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Nein, zu 2021 passen keine großen Touren um die Häuser Altonas. Nein, zu diesem speziellen Jahr passt eher ein intime Schar aus Nachbar:innen, die sich gegenseitig zu ihren kleinen Preformances einlädt. So warten am ersten Donnerstag dieser Altonale am Ende des Bahrenfelder Steindemm nur wenige Eingeweihte am Startpunkt der heutigen Route, die bisher nur einer kennt: Der Tourguide Ove Thomsen, der seine ehemaligen Nachbarn hier aufgespürt und animiert hat, ihre Balkone und Hinterhöfe zu öffnen. Gleich die erste Geschichte die er zusammen mit der Frisörin Melanie Weber erzählt, macht den Ton deutlich, der für diese Nachbarschaftstour angebend sein wird. Hier muss nichts perfekt sein. Niemand muss eine Könner:in sein, um hier mitmachen zu können. Nein, es geht gerade um den Charme des Unperfekten. Als Thomsen für die Tour seiner Band einen "Schnuppi" brauchte, aber mit dem äußerst kümmerlichen Exemplar eines Oberlippenbartes zu kämpfen hatte, ging er kurz entschlossen zu seiner Nachbarin in ihren Frisörladen. Sie sollte die Barthaare färben, damit sie mehr hermachten. Sie gab zu, keine Expertise zu besitzen, aber umso mehr Mut zum Risiko. Als Thomsen allerdings nach Hause ging und seiner Freundin gegenüber trat, war er ebenso schnell wieder im Laden. Das Beweisfoto zeigt warum: Der rotblonde Thomsen sieht wie ein mafiöser Mexikaner aus. Melanie riet zu Asche als Entfärbungsmittel. Nun hatte Ove Brandbläschen und der Bart war olivgrün. Thomsen gönnte seinem Bart in den Folgetagen eine häufige Shampoonierung und am Ende der Tour hatte der Bart endlich eine akzeptable Farbe erreicht. Noch heute können die Beiden über ihre gemeinsame Story herzlich lachen. So geht es weiter über den Steindamm. Ob eine Schattentanzperformance hinter geschlossenen Scheiben von zwei Frauen, ob eine Gesichte über Schreiblockaden und französische Inseln, ob ein Gedicht an den durch den Pandemie unerreichbaren Geliebter, ob eine Klavierkonzert zu geklebten Ranken auf einem Hausflur, ob eine Vertonung eines Hannah Arendt-Gedichtes zu Gitarrenmusik, ob eine spontane Fotosession mit Altonaer:innen, ob die Geschichte zur Erstreitung eines Stückchen Grün direkt am Kreisel kurz vor den Gleisen. Genau dieses kleine Grostadtidyll war dann auch der Endpunkt des heutigen Spaziergangs. Mit Rotwein und Wasser klang die Nachbarschaftstour aus. Nach lange standen und saßen die Nachbar:innen zusammen. Der Tour-Lautsprecher wurde gleich bei einer von ihnen bis zum nächsten Donnerstag untergestellt. So kann ganz praktische Hilfe unter Altonaer:innen aussehen. Noch schnell erklärt, wie er bis zum nächsten Mal wieder voll aufgeladen ist und so ist alles bereit für die zweite Runde am nächsten Donnerstag.
Birgit Schmalmack vom 13.8.21
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