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Eine Totenmesse, das klingt nach Trübsal, Trauer und Dunkelheit. Doch bei " Requiem: Fire in the Air of the Earth" erschafft der Choreograph Kyle Abraham mit seinem Ensemble A.I.M. ein Werk von heller Leichtigkeit. Und zwar weil ihn das Sterben ebenso interessiert wie das Wiederaufstehen.
Der New Yorker Abraham erobert sich in seiner Arbeit den Kanon der westlichen Klassik. Mozarts Musik nutzt er für eine souveräne Mischung aus Ballet, Modern Dance und Jazzdance und beweist dabei, wie virtuos er mit allen Elementen des Tanzes zu spielen weiß. Doch die interessantesten Brüche sind bei dieser Arbeit weniger im Tanz zu beobachten als vielmehr in der Dekonstruktion durch den Zugriff der Komponistin Jlin und ihrer Re-Komposition von Mozarts Musik. Auch die Kostüme des Designers Giles Deacon setzen spannende Akzente. In helle fließende Seidenkleider sind alle Tänzer:innen gekleidet, das heißt auch die Männer tragen die Kreationen mit Volants, Tütüs und Petticoatrockschößen mit den zarten roten und grünen Mustern. Zusätzlich die Lichtinstallation beeinflusst mit ihren ständigen Wechseln maßgeblich die Stimmung. Mit den vier vertikalen Neonsäulen und dem Sonnenkreis sorgt sie für Helligkeit und Aufmerksamkeit zugleich. Mancher mag auch an einen Coronavirus denken, wenn er den Lichtkreis mit den Lichtstrahlen sieht, der an der Rückwand erstrahlt. Denn der Tod war gerade in New York, wo Abraham lebt, in diesen Pandemiezeiten allzeit gegenwärtig. Doch wenn er an der Rückwand am Schluss nach oben wandert, wird er auch zur Hoffnungsquelle, zu der alle aufblicken können.
Der Bezugsrahmen für dieses Requiem deutet aber noch deutlicher zur Black-Live-Matters Bewegung. Das die Polizeigewalt immer wieder schwarze Menschen niederstreckt, kommt in den Sinn, wenn im Laufe des Abends immer wieder einzelne Tänzer:innen zu Boden sinken. Dennoch ist es ein Abend der Hoffnung, denn die Reinkarnation lässt sie schnell wieder lebendig werden. So wurde an diesem Abend das Aufstehen für die Rechte der Schwarzen sehr geschickt in den Kanon der von westlicher Klassik eingefügt.
Dass es Kampnagel gelang, die Uraufführung dieses Werkes für das diesjährige Sommerfestival nach Hamburg zu holen, ist ein Clou und wertet es auch international entscheidend auf.
Birgit Schmalmack vom 25.8.21
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