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| Zeit zu lieben, Zeit zu sterben, MGT |
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Zur Kritik von
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Zeit zu leben, Zeit zu sterben
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Katerstimmung
Das Leben ist ein großes Konzert. Die Vorfreude und die Aufregung, bevor es richtig durchstartet, sind riesig. Während des Konzertes gibt man sich voll den Emotionen hin. Doch vielleicht ist die Aftershow-Party noch besser? Man feiert so lange, bis manch einer den richtigen Moment zum Nachhausegehen verpasst hat. Die Katerstimmung am nächsten Morgen ist vorprogrammiert. Die Lichter sind aus, die Bühne ist leer und öd und alle Illusionen im Nebel verschwunden. Peter ist sechzehn. Sein Leben dreht sich um Mädchen, Trinken, Rumziehen und Feiern. Die Schule dient eher als Ort des Treffens als der des Lernens. Vor dem scheinwerferbestückten Bühnenpodest der Band „marie & the redCat“ reihen sich die Schauspieler nebeneinander. Dicht am Publikum erzählen sie als universeller Alltags-Chor in uniformen Unterhemden von Peters pubertären Kümmernissen. Die Band gibt das Tempo der Erinnerungen vor. Sie treibt durch die Sätze der Vergangenheit, die von Vorfreude und Aufregung erzählen. Dass diese Jugend vor der Wende im Osten Berlins spielt, hat kaum Bedeutung. Die große Politik interessiert diese Jugendlichen wenig, die schöne, von allen begehrte Katrin dafür umso mehr. Im zweiten Teil wird den Erinnerungen mehr Raum gegeben. Die Band fährt zurück und das Leben beginnt auf der Drehbühne seine Runden zu drehen. Die Schauspieler steigen in die Geschichten persönlich ein und machen sich einzelne Charaktere zu Eigen, die durch bunte Kostümversatzstücke gekennzeichnet werden. Peter (Peter Jordan) stellt fest: „Das Leben ist hart“. Doch der schlaksige Mann schiebt sofort einen gekonnten lockeren Ausfallschritt hinterher. So schwer nun auch wieder nicht, dass er es nicht meistern würde. Doch irgendwie klappt es nicht mit dem Durchstarten: Er kriegt immer die verkehrten Mädchen, sein Vater ist in den Westen ausgewandert, sein Bruder bekommt deswegen keinen Studienplatz und er kann sich nicht zur Flucht mit dem allseits bewunderten Dirk durchringen. Im Comicstyle spult sich hier auf der Tonspur der Band ein Leben ab. Ein Leben der Hoffnungen, Erwartungen, Enttäuschungen, Sehnsüchte, Hindernisse und Ängste, das auf der Drehbühne vorbeirauscht. Dann geht das Licht aus, das Bandpodest ist leer, nur die Frontsängerin hockt noch müde davor. Ein desillusionierter Dirk steht alleine auf der leeren Bühne. Seine Träume vom Westen haben sich nicht erfüllt. Er steht vor einem Scherbenhaufen. Seine Beziehungen sind gescheitert, das gesuchte Glück hat sich nicht einfach aufgrund der größeren Wahl-Möglichkeiten eingestellt. Regisseur Antú Romero Nunes hatte sich eine schwierige Aufgabe vorgenommen: Unter dem Intendanten des Gorki-Theaters Armin Petras wollte er dessen Stück „Zeit zu lieben Zeit zu sterben“ inszenieren, das dieser in einer legendären Arbeit vor zehn Jahren am Thalia Theater herausgebracht hatte. Nunes hat sie gemeistert: Indem er den Stoff ganz von der sprachlichen und atmosphärischen Seite angegangen ist, öffnete er den Raum für eigene Erinnerungsräume der Zuschauer statt die fremden Geschichten des Ich-Erzählers in ganzer Buntheit wie einst Petras auszumalen. Zum Schluss ist die Feier vorbei und die Ernüchterung da. Nicht alle hochfahrenden Träume haben sich erfüllt, die Abstürze waren vorprogrammiert. Einige schöne Momente der Vergangenheit bleiben, aber auch viele des Scheiterns und des Trauerns, ob nun im Osten oder im Westen. Birgit Schmalmack vom 14.4.12
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Aufzeichnungen aus dem Untergrund Effi Briest, MGT
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