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Melissa kriegt alles, DT
Against the record, HAU 1
Manifesto, Harake Dance company
Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Einblick ins Tierreich der Pubertierenden
Da sitzen sie, am Anfang ihrer Sommerferien, aufgereiht auf ihren Schulstühlen und erzählen in kurzen Sätzen von den wenig spektakulären Ereignissen in ihrem Heimatort Bad Mersfeld. Eis Essen, ins Freibad gehen, Party machen, Diskutieren, Anbaggern, Rappen, Jobben im Getränkemarkt: das ist die Bandbreite der Aktivitäten. Alle sind sie da versammelt: der Angeber in Lederjacke, die Streberin mit schwarzer Brille, die arrogante Blonde, die verliebte Brünette, die Intellektuelle, die Hobbyfotografin mit Migrationhintergrund, die schüchtern Turtelnde, der Außenseiter, der Sportler. 21 Jugendliche sitzen da vor den Zuschauern, doch nur von sechs Schauspielern gespielt. Ein Griff zur qualmenden Handtasche, eine Aufdrehen der Haare, eine lila Perücke, eine Sonnenbrille, ein rosa Schleifchen und schon sind die Charaktere verwandelt. All die kleine und großen Dramen dieses Lebensabschnittes kurz vor dem Abitur und damit dem endgültigen Erwachsenwerden werden aufgeblättert in einem Kaleidoskop dieser aufwühlenden Zeit, in der alles so bedeutend zu sein scheint. Als dann ein Panzer aus einer Luftfrachtmaschine genau auf die Schule stürzt, scheint das nur eine Randnotiz in der Schülerzeitung wert zu sein. Viel wichtiger: Wird Vincent endlich von Stefanie geködert? Hat Babette den Chincilla der Angeberin doch geklaut? Gibt es noch beide Zwillinge oder spielt einer von ihnen seit Wochen gleich beide? Da werden die jungen Leute zu Gockeln, bekommen Schwänze, hängen sich Federn um und suchen ihren Platz im Tierreich der Menschen.
Christina Rast hat ihren Schauspielabsolventen in „Das Tierreich“ von Nolte Decar breiten Raum zur Darstellung aller Absurditäten dieser Zeitspann gegeben. Sie dürfen tanzen, spielen und musizieren. Sie springen mit einer Leichtigkeit, Energie und Spielfreude von einer Rolle in die andere, dass man ihnen mit viel Spaß zuguckt. Eine wunderbar lockere, beschwingte und zugleich nachdenkliche Arbeit, die alle Talente bestens zur Geltung brachte.
Birgit Schmalmack vom 6.4.15
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