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Tür auf Tür zu

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Draußen ist das neue Drinnen

Plötzlich gehört die Frau nicht mehr dazu. Selbstverständlich hatte ihr sich zuvor die Tür zur Gesellschaft stets geöffnet. Sie kannte jeden, war Teil dieses erlauchten Kreises. Doch nach dem kurzen Luftschnappen bleibt die Tür verschlossen. Was sie auch versucht - drohen, warnen, einschmeicheln, austricksen - sie kommt nicht mehr hinein. Sie gehört nicht mehr dazu. Die Gehirnschrauben beginnen sich bei der Fahndung nach den Gründen wie wild zu drehen. Ist sie nicht mehr gut genug, ist sie zu teuer, ist sie zu kritisch, ist sie zu wenig arrogant, ist sie zu alt? Schließlich ist sie schon über fünfzig. Panik setzt ein.

Ulrike Lausund liefert das Skript zu dieser amüsanten Farce über unsere Leistungsgesellschaft, den grassierenden Selbstoptimierungswahn, das Konkurrenzdenken im Zuge des (Selbst-)Ausbeutungskapitalismus. Die beiden Schauspielerinnen Annelore Sarbach und Katharina Röther machen daraus ein hintergründiges, selbstironisches Sommertheater, das intelligent unterhält. Sie sind alles in zwei Personen. Sie sind Tür, Hose, alle auftauchenden Personen und die aussortierte Frau über fünfzig. Gleichzeitig sind auch noch Regisseure ihres eigenen Abends, Kommentatorinnen, Teeserviererinnen, Requisiteurinnen. Mit wenigen Accessoires, die allesamt in den vier Kisten auf der Bühne verstaut sind, springen sie in alle Rollen. Stets blitzschnell und mit viel Sinn für Humor. Wenn die Frau über fünfzig in die Warteschleife ihrer Vorgesetzen gerät, macht Katherina einfach einen Dauerkopfstand. Wenn die beiden sich im Selbstoptimierungswettlauf befinden, streifen sie sich knallige Sportshorts über das schicke kleine Schwarze. Wenn sie sich um Gelassenheit bemühen, kämpfen sie mit dem Aufstellen eines Klappliegestuhls.

Ein tolles Open-Air-Theater im Innenhof des St. Georg Kirchhofs. Kluge Unterhaltung mit einfachen und wirkungsvollen Theatermitteln. Nur zu empfehlen.

Birgit Schmalmack vom 30.8.18

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