Es ist etwas faul im Staate Dänemark
Es ist etwas faul im Staate Dänemark Die rot weiße Fahne hängt fest. Auch nach mehrmaligen Nachhelfen des Technikers hängt sie immer noch nicht glatt herunter. Schöner könnte das Bild für die nur vermeintlich glatte Oberfläche des dänischen Regierungsapparates nicht sein. Nicht das Gift einer Schlange hat Hamlets Vater ermordet sondern sein Bruder Claudius. Dieser hat jetzt nicht nur seine Stelle auf dem Thron sondern gleich auch im Bett der Königin übernommen. Hamlet schwört Rache, als er von dem Geist seines Vaters die Wahrheit erfährt. Er rettet sich in den Wahnsinn, um in Ruhe seinen Racheplan zu schmieden. So jedenfalls sehen es die Regisseure Peter Kaempfe und Gabriele Blum in ihrer Inszenierung im Monbijoutheater. Dieser Hamlet wird nicht irre an der Welt, sondern täuscht sein Irresein nur vor. Zum Schluss kann der Hausmeister Olsen bloß noch Großreinemachen. Da hilft kein Staubsauger mehr wie am Anfang zur Vorbereitung der Hochzeit zwischen Hamlet Mutter und Onkel sondern nur noch der Wischmopp. Denn alle Protagonisten sind dem großen Blutbad im Zuge des von Claudius inszenierten Duells zum Opfer gefallen. Auch er selbst und die Königin haben keinen Gewinn aus ihrem Machthunger schlagen können. Danach kann Fortinbras (immer fort schnell in Brass, wie Olsen ironisch feststellt) ungehindert mit Managerköfferchen übernehmen. Ihm wird es nur noch um den Ertrag gehen. Die Interessen der Dänen zählen da nicht mehr. Die Fähnchen, mit denen die Zuschauer den Regierenden noch zujubeln sollten, haben endgültig ausgedient und dürfen als Andenken mit nach Hause genommen werden. Drei Schauspieler spielen zwölf Rollen. Das ist Schauspiel- und Verkleidungskunst par exellence. Das können die Drei im Monbijoutheater. Zwar haben Kaempfe und Blum den berlinernden Sprücheklopfer Olsen mit eingebaut, aber dennoch ist dieser Shakespeare kein Gassenhauer zum Schenkelklopfen geworden. Dafür fehlt ihm sowohl der Herz-Schmerz- als auch Klamaukfaktor. Das ist aber auf keinen Fall ein Nachteil, sondern spricht eher für eine interessante Erweiterung des Repertoires des neuen, alten Monbijoutheaters. Birgit Schmalmack vom 24.7.15
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