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| Kindheitsmuster, Maxim Gorki Studio |
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Kindheitsmuster
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Leben in der dritten Person
Zuerst hängt Hitler an der Wand über dem Esstisch, später Lenin, zum Schluss ein leerer Bilderrahmen. Eine Frau macht sich auf die Suche nach den Spuren der Vergangenheit. Nelly heißt das Mädchen, dessen Kindheit sie nachspüren möchte, vielleicht ist es auch ihre eigene, oder die von Christa Wolf, der Autorin? Doch wenn die Verhaltensweisen der Menschen sich ähneln sollten, dann läge das an den Verhältnissen, macht die Frau gleich zu Anfang deutlich. Sie würden diese „Kindheitsmuster“ in die Menschen einprägen. Sie fährt mit ihrem Mann H., ihrem Bruder Lutz und ihrer Tochter Lenka in die ehemalige Heimatstadt im heutigen Polen. Sie will sich nicht länger von der Vergangenheit abtrennen. Sie sieht ein Haus, geschrumpft seit den Kindertagen. Wie funktioniert das Gedächtnis? Was speichert es ab, was gibt es dem Vergessen anheim? Was passiert mit einem Mädchen, dem in seiner Kindheit beigebracht wurde, Mitgefühl in Hass umzuwandeln? Zuerst unter den Nazis, dann unter den Sozialisten? Die Frau ist auf der Suche nach der Wahrheit. Doch was ist diese Wahrheit, wenn die Erinnerung sich nicht einstellen will und die Vergangenheit verschwimmt? Ist da nicht besser, wie H. vorschlägt, in der Gegenwart zu leben und sich an die naturwissenschaftlichen Fakten zu halten? Die Tochter Lenka beschäftigen andere Gedanken. Sie sorgt sich, dass sie sich an das Alltägliche gewöhnen könnte, dass sie keine Fragen mehr stellen wird, sondern das tägliche Einerlei eines Tages hinnehmen könnte. Normal werden und sein, schreckt sie ab. Nelly wird sich zum Schluss entschließen, in der dritten Person zu leben. Sie wird betroffen sein, aber sich nicht mehr beschädigen lassen. Dem jungen Regisseur Johann Kuithan ist es gelungen, ein anregungs- und bilderreiches Tableau auf der kleinen Studiobühne einzurichten. Mit nur drei Schauspielern wagt er sich an große Lebensfragen. Der Text von Christa Wolf ist schwergewichtig. Ruth Reinecke und Gunnar Teuber fällt es leichter mit dem sperrigen und anspruchsvollen Text umzugehen als Ninja Stangenberg, die eher in den Jungmädchenszenen überzeugt. Die Darsteller springen sekundenschnell zwischen den Rollen, Generationen und Zeiten hin und her. Häufig nehmen auch sie die Perspektive der dritten Person ein. Ein spannendes Plädoyer für eine Erinnerungskultur, die ein bewusstes Leben in der Gegenwart erst ermöglicht. Birgit Schmalmack vom 10.10.11
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Zur Kritik von
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Tape, Deutsches Theater Schmeiß dein Ego weg, Volksbühne
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