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Judenbank

Zur Kritik von

Abendblatt
Abendblatt vom 4.10.
mopo

Die Judenbank, Kammerspiele



Der Held wider Willen

Dominikus Schmeinta setzt sich auf seine Bank. Denn seit er diesen „lateinischen Muskelschwund“ hat, kann er keiner regulären Arbeit mehr nachgehen und hat sich selbst in den Dienst der Bahn gestellt: Er ist selbsternannter Bahnbeobachter auf dem Bahnhof geworden. Dafür sitzt er auf „seiner“ Bank, die mit der besten Sicht. Doch auf dieser ist neuerdings ein Schild befestigt: „Nur für Juden!“ Das leuchtet dem eigenwilligen Dominikus überhaupt nicht ein: Denn seit des Abtransports des jüdischen Viehhändlers Feigt ist der kleine Ort judenfrei.
Er setzt sich auf seine Bank und damit auf seine naive Weise gegen das gerade installierte System der Nazis zur Wehr, nichtsahnend gegen wen er da antreten wird. Aus seinen gutgläubigen Augen schildert er die Verhältnisse in seinem Dorf, die Frömmigkeit der Schwester, die Führertreue des Schwagers, die Aufmüpfigkeit des Neffen, das Mitläufertum des Dorfes, die Gutherzigkeit seines Freundes. Er entblättert so ein Kaleidoskop der schweigenden Deutschen, die feige zu Mitläufern und Unterstützern wurden, bis auf ein paar wenige, die aus naiver Gradlinigkeit Unerhörtes wagten und so ungewollt zum Helden wurden.
Der Text von Reinhold Massag wirft ein Licht auf die Deutschen, die Hitler erst möglich machten. Er zeigt viel Ohnmacht, Angst, Naivität, Kleinbürgerlichkeit, wenig Zivilcourage, aber auch gutgläubigen Gehorsam. Unter der zurückhaltenden Regie von Axel Schneider wird er zu einem Paradestück für Peter Bause, der alle neun Rollen im Alleingang meistert.
Birgit Schmalmack vom 6.10.13

Abbildung: Die Judenbank mit Peter Bause - Foto by Bo Lahola

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