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Salon 89, Sophiensäle
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Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Die Geheimnisse des Webs
Ein einzelner blauer Mond erstrahlt am Bühnenhimmel des Kraftwerks. Kratzende, flirrende Geräusche untermalen seine Einsamkeit. Lange baut diese Exposition die Spannung auf, bis der blaue Ball endlich Gefährten bekommt. Dann plötzlich reiht er sich ein, in eine Schlange aus vielen weiteren blauen Kugeln. In Schlangenlinien vollziehen sie ihre Bahnen, bis sie Gesellschaft von roten Reihen bekommen, die sich wie Wellen durch den Raum bewegen. Jede einzelne Kugel sieht aus, als wenn sie von zwei Fäden am Himmel gehalten würde. Denn die sieben Reihen von insgesamt 176 weißen Bällen, die an hydraulisch geführten Schnüren von der Decke schweben, werden punktgenau von Laserstrahlen erleuchtet, die wiederum einen Streifen unter die Decke malen. So entspinnt sich ein Netzwerk im Saal des Kraftwerkes, das die unterschiedlichsten Bilder zeichnet. Mal sind es Muster, die wie zufällig wirken. Sekundenschnell wechseln dann die nun grünen Knotenpunkte, die miteinander in Verbindung treten. Die übrigen Kugeln sind derweil als unbeleuchtete Punkte zu erahnen. Sie schweben in Bereitschaft, falls das Licht sie erreicht. Chaotisch scheint die Verknüpfung zu sein. Doch plötzlich wird die Struktur dahinter sichtbar. Mal schweben Quadrate oder Rechtecke am Himmel. Mal sind es Linien, mal Punkte. Dann breitet sich ein symmetrisches Spinnennetz in klarer regelmäßiger Formation aus. Als wären die vorherigen Versuche nur eine Vorbereitung gewesen. Die Laser lassen die Verkettungen zunächst in Signalfarben ausleuchten, um sie bald darauf im beruhigendes Blau zu zeigen. Von seiner sonnigsten Seite demonstriert sich das Netzwerk, wenn es sich in perfekter Symmetrie als raumgreifendes Geflecht über den ganzen Saal ausdehnt.
Die beiden Künstler Christopher Bauder und Robert Henke haben mit ihrer beeindruckenden Licht- und Musikinstallation eine Versinnbildlichung von Netzwerken erschaffen. Die Architektur des Kraftwerks trägt entscheidend zur Wirkung bei. Die riesige düstere Industriehalle lässt die Möglichkeiten des Web aufscheinen, ohne ihr Geheimnis je ganz zu offenbaren. Die Soundinstallation unterstützte die Erzählung mit je nach Bedarf zurückhaltenden, dramatisch aufwallenden, hämmernden, zarten und fließenden Klängen. Die perfekt eingerichtete Choreographie der bunten Bälle vermag Geschichten des "Deep Web" zu erzählen. Nicht alle waren gleich mitreißend. Ein paar Längen während der Technik-Performance ließen Raum für eigene ruhige meditative Momente. Dennoch ist den beiden Künstlern ein auf das Kraftwerk maßgeschneidertes Gesamtkunstwerk gelungen, das für etliche wunderschöne Bilder im Kopf sorgt.
Birgit Schmalmack vom 29.7.19
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