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Montagskinder, Lichthof

Montagskinder, Lichthof



Inspirierendes Theaterwagnis

Patty hat sich aus der Provinz aufgemacht nach New York. Der einzige Platz, an dem sie zurzeit in Amerika leben will. Sie will schreiben und nur hier findet sie den Raum für überraschende aufregende Begegnungen und die Atmosphäre der aufkeimenden Kreativität, die sie dafür braucht. Kaum hat sie die ersten Erkundungen auf der leeren Bühne des Lichthofs gemacht, fällt eine Strickleiter von der Decke und ein junger Mann (Alexander Angeletta) schwingt sich vor ihr herunter. "Du sieht gar nicht aus wie ein Bob", meint sie ihm zu ihm und nennt ihn fortan nur mit vollem Namen Robert. Vom ersten Moment schwingt etwas zwischen ihnen, das sie bis zum Tod des einen verbinden wird. Ist es Liebe, ist es Freundschaft oder beides? Patty und Robert werden sich beides erhalten, auch sie sich gegenseitig immer wieder herausfordern, indem sie den Rahmen ihrer gegenseitig gewährten Freiheit auf die Probe stellen. Beide werden immer wieder andere Beziehungen eingehen; Patty mit anderen Männern und Robert auch.
Sie sprechen von Treue und von Freiheit. Doch wie lässt sich beides verbinden und was können sie sich gegenseitig wirklich versprechen? Das muss die Situation ergeben. Wenn der eine beschließt, New York mit einem anderen zu verlassen, lässt Patty ihn ziehen. Wenn er wiederkommt, wendet sie ihm wieder zu, ohne ihre neue Beziehung aufzugeben. Wie können zwei Künstler miteinander leben ohne sich und ihre Kreativität einzuschränken? Patty Smith hat das versucht in ihrem Buch "Just Kids", in dem sie 2014 ihre Beziehung zu Robert Mapplethorpe beschreibt, zu ergründen. Indem sie immer wieder bereit sind auf volles Risiko zu setzen. Das Ende ihrer Beziehung zu riskieren um den stetigen Neuanfang möglich zu machen, wird zu ihrem Prinzip.
Regisseur Moritz Beichl bringt das auf die Bühne, indem er den beiden Schauspielern der Hauptrollen große Freiheiten gibt. Nur die Eckpunkte ihres Spiels sind festgesetzt und in diesem Rahmen dürfen und sollen sie frei improvisieren. Jeden Abend erfinden sie so ihre eigene Geschichte neu. Das Risiko dieser Künstlerbeziehung wird so auf der Bühne nachfühlbar, wenn auch unter Hinnahme des Risikos, dass es an einzelnen Abende besser klappt als an anderen. Das ist Theater, das voll auf seine Akteure auf der Bühne vertraut. Die Zuschauer, die im Kreis um die Schauspieler herum sitzen, sind hautnah bei diesem Experiment dabei und dürfen jedes Zaudern, Überlegen und Fragen der Schauspieler hautnah miterleben. Der dritte im Bunde, der Musiker Philipp Auer, springt blitzschnell in die Rollen der derzeitigen Lover entweder von Patty, von Robert oder von beiden. Ein interessantes spannendes Theaterwagnis.
Birgit Schmalmack vom 23.4.18

Abbildung: Montagskinder im Lichthof - Montagskinder©Andreas Schlieter

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