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Glaube, Liebe, Hoffnung, Lichthof

Glaube, Liebe, Hoffnung



Ein kleiner Totentanz


Die Rollladen fahren langsam herunter. Rabenschwarze Stille senkt sich auf die Bühne. Die Abendsonne ist ausgelöscht. Dunkel ist auch die Perspektive für Elisabeth (Laura Uhlig). Doch noch will sie die Hoffnung nicht aufgeben. Mögen auch die Bewegungen noch so eingespielt sein, mögen die Abläufe auch noch so eingefahren und die Entwicklungsmöglichkeiten auch noch so beschränkt sein, Elisabeth kämpft darum ihr eigener Herr sein zu dürfen. Doch als Hüftgürtelverkäuferin muss sie erst einmal für ihre Chefin den vorgestreckten Wandergewerbeschein abarbeiten. Mitten in den aufkommenden Weltwirtschaftskrise ein fast unüberwindliches Hindernis. So gerät Elisabeth in einen Strudel der Halbwahrheiten, der sie immer weiter hinunterzieht.
Ihre Zukunft ist so vollgestellt und wenig nutzbar wie das aufgetürmten Stuhl- und Tischlager auf der Bühne des Lichthofs, das von all den Zwangsvollstreckungen anderer Zahlungsunfähiger zeugt. Regisseur Helge Schmidt hat den Klassiker von Ödön von Horváth in einen eindrucksvollen grotesken Totentanz der noch Lebenden verwandelt. Elisabeth ist die einzige unter all den vorhersehbar agierenden Figuren dieses Gesellschaftsspiels, die noch kämpft. Alle anderen sind in ihren karierten Kleidungsstücken schon zu Witzfiguren mutiert. Elisabeth hautfarbene, geschmackvolle, modisch dezente Kleidung betont ihre zarte Schmalheit. Zum Schluss hat auch sie aufgegeben und entschließt sich zum Freitod. Doch nicht einmal einen selbst bestimmten Tod gönnt man ihr. Selbst diesen müsste sie sich von dieser Gesellschaft genehmigen lassen.
Da alle Rollen außer der Elisabeth von den beiden weiteren tollen Schauspielern David Kosel und Günter Schaupp gegeben wurden, war derjenige, der das Stück kannte, klar im Vorteil. Doch auch alle anderen nahmen das Erlebnis eines konzentrierten, inhaltsschweren und spannenden Abends im Lichthof mit.
Birgit Schmalmack vom 19.9.16

Abbildung: Glaube, Liebe, Hoffnung - Foto (c) Maren Janning

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