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Erinnerungen loswerden
Gin, Brühe, Tabletten und Musik sind die Mittel der Wahl um unliebsame Erinnerungen los zu werden. Das bewies das Team um Charlotte Pfeiffer Fynn Steiner und Pascal Fuhlbrügge bei der neuen Produktion der Reihe Stimme X, die sich mit dem neuen Musiktheaterformen beschäftigt. Schließlich hieß es im Untertitel: Eine Möglichkeit zur Vernichtung von Erinnerungen mit Hilfe von Musik.
Von weißen Luftballons und skurrilen Botschaften auf Grußkarten wurden die Zuschauer auf die Fährte gelockt. Sie wurden angefüttert mit Häppchen eines Hohepriester des Vergessens und gleichzeitig auf ein verwunschenes Gelände in Hammerbrook geführt, den Südpol. Hier wohnten sie dann seltsamen Ritualen bei. Sie sollten Erinnerungen, derer sie sich gerne entledigen wollten, auf einen Zettel schrieben, an einem Holz festmachen, um es schließlich dem Feuer zu übergeben. Vorher durften sie allerdings noch den Segen vom Bürgermeister der Nacht und ein Glas seiner Bowle empfangen.
Charlotte Pfeiffer geleitete durch den Abend, Fynn Steiner leitete die Zeremonie des Vergessen und gemeinsam mit Bassist Fabio Papais und Schlagzeuger Tobias Noormann verhalf schließlich die sanft dahinplätschernde E-Cello- und Gitarrenmusik zum Versenken in eine Nacht des Vergebens und Vergessens. Zum Schluss entschwebten zwei der LED- Luftballons gen Himmel und verglühten wie zwei Sternenschnuppen im Nachthimmel.
Ein wunderbar stimmungsvoller Abend, auf den sich die Zuschauer trotz der mystischen Anmutung gerne einließen. Die Geschichten von Steiner, die dabei aus dem Autoradio und dem tragbaren Lautsprecher herüberschallten, warfen einen so selbstironischen, Blick auf ein egozentrisches Großstädterleben, das man keine Sekunde an eine esoterische Enthobenheit glauben mochte. So verführte dieser Abend mit seiner atmosphärischen Vielschichtigkeit in eine Welt jenseits des klar Benennbaren. Schade dass er nur ein einziges Mal zu sehen sein wird.
Birgit Schmalmack vom 3.9.16
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