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Anstrengende Verantwortung
Ein Kind nach dem nächsten wird wie eine Puppe von den Tänzern auf die Bühne getragen. Sie sehen aus, als wenn sie schlafen würden. Schlaff hängen sie in den Armen der Erwachsenen. Willenlos lassen sie zu allen benutzen, was die Großen mit ihnen vorhaben: Herumrollen, Wirbeln, Hochwerfen, Tanzen, Stapeln, Fliegen. Die Kleinen werden herumgereicht ganz nach dem Belieben der Großen. Wehrlos sind sie in den Händen der Tänzer. Manchmal legen diese sie auch einfach auf dem Boden ab und springen haarscharf an ihren weichen Körperteilen vorbei. Zunächst sind die animierten Bewegungen zart, sanft, doch dann werden sie immer heftiger und zerrender.
Zuerst in völliger Stille dann zu aufbrausenden klopfenden Klängen, in die sich Michael Jackson Töne mischen, ruft das verschiedene Assoziationen hervor: Das Ausgeliefertsein der Kinder wird deutlich. Die Verantwortung, die die Erwachsenen tragen ebenso. Ebenfalls die Warnung vor Missbrauch dieser. Als dann bei einem Kind der Hosenbund geöffnet wird, stehen einem in Deutschland auch jüngste Fälle von sexuellem Missbrauch vor Augen.
Doch dann wendet sich das Blatt. Die Kinder wachen auf, reiben sich die Augen und gewinnen ihre Energie zurück. Zum Schluss sind sie es, die die Großen über die Bühne rollen, ganz nach ihren Wünschen. Sie haben ihr Terrain wieder erobert.
Faszinierend zu sehen wie in dem z.T. improvisierten und z.T. inszenierten Gewimmel auf der Bühne jeder Tänzer sorgsam auf den anderen und ganz besonders auf die Kinder achtet.
Choreograph Boris Charmatz überschreitet mit seinem Musee de la Danse gerne Grenzen. Ihm geht es weniger um kunstvolle Tanzbewegungen als um die Erkundung von Bewegungsabläufen, neue Körpererfahrungen und bei „enfant“ auch um deren Manipulation.
Verantwortung ist anstrengend. Selten sah man am Ende einer Aufführung so erschöpfte Tänzer.
Birgit Schmalmack vom 31.8.11
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