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Manifesto, Harake Dance company
Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Anna Mendelsohn: Cry me a river
Exemplarisches Studiensubjekt
In Anna Mendelsohns Gesicht zuckt es verdächtigt. Stundenlang, tagelang, wochenlang hätte sie plötzlich weinen müssen. Zu traurig hatte sie die Information gemacht, dass die Klimaerwärmung unweigerlich dazu führen würde, dass die Polkappen schmelzen würden. Zu beschämt wurde sie darüber, dass die Menschen scheinbar nicht in der Lage sind, statt globaler Finanzkrisen die Klimakrisen anzugehen. Auf der Bühne feuchtet ein Stift die Wangen ein.
Pathetisch und gutmenschelnd hätte Anna Mendelsohn Appell werden können. Doch weit gefehlt. gekonnt bricht Mendelsohn jede Gefahr zu moralinsauren Erörterung. Wenn sie sich gerade über den grassierenden Egoismus in Rage geredet hat, gesteht sie dem Publikum ein, dass sie ja eigentlich persönlich auch viel mehr an der Findung des richtigen Mannes als an der Verhinderung der Klimaerwärmung interessiert sei. Um gleich darauf mit unterlegter, hochemotionaler Filmmusik und bedeutender Miene den Zuschauer zu gemeinsamen Handeln aufzufordern.
Das Wort "hope" stamme etymologisch von dem Wort für "Kurve" ab. Die verschlungenen Denkpfade von Mendelsohn führten das Publikum um mehr als eine Kurve. Mendelsohn macht mit ihrer schonungslosen und intelligenten Selbststudie exemplarisch deutlich, warum die Menschheit in ihren vermeintlichen Fortschrittsbemühungen einen Scherbenhaufen erkennen muss.
Birgit Schmalmack vom 23.811
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