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Melissa kriegt alles, DT
Against the record, HAU 1
Manifesto, Harake Dance company
Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Hamletmaschine, Kampnagel
Surfen auf dem Fliegenteppich der Worte
Die Orden sind gewaschen und an die Wäscheleine gehängt. Doch die Zeit ist aus den Fugen, Nichts ist mehr so, wie es war. Günter Schabowski verkündet die Öffnung der Mauer für Ausreisewillige und Helmut Kohl verspricht Blühende Landschaften. Leider entwickelt sich nicht alles nach Wunsch. "This is the end" ertönt es aus den Boxen.
"Ich war Hamlet". Was ist aber, wenn wir heute alle wie Hamlet sind, zaudernd, nicht zur Tat schreitend, das Unheil ahnend, aber untätig bleibend? 30 Jahre ist die Wende her und manches scheint sich zu wiederholen. Doch Hamlet handelt nicht.
Der untätig verharrende Ekel des aufgeklärten Bildungsbürgertum ist ein Privileg. Viel Meinung, wenig Taten.
Kann man auf einem Teppich aus Fliegen durch die Lüfte reiten? Helena Bennett wagt es. Sie surft auf dem Fliegenteppich des Textes von Heiner Müller "Hamletmaschine". Der Absturz scheint vorprogrammiert. Und doch, vielleicht gelingt der Traum vom Fliegen. Vom Runterfallen und wieder Emporgehobenwerden. Sie nutzt Teile des Textes für andeutungskräftige Bildarrangements, die wesentlich mehr Fragen stellen als Antworten geben. Sie stößt die Zuschauer in die Höhe und lässt sie samt ihres Ensemble immer wieder in die nächste Frage fallen. Sie tanzt mit dem Ballett der Toten in einer wilden Partynacht. Sie schiebt quietschend einen Kinderwagen durch die Gegend, in ihm statt eines Babys nur viele Reclam Ausgaben der Hamletmaschine liegen. In der letzten Szene ist die Aktion zu einem Trauerarsch der schwarzen Witwen geworden. Sie verleiben sich den Test ein., indem sie ihn Seite für Seite ausreißen und aufessen. Text einverleiben statt aufstehen und etwas tun, scheint das Motto des heutigen Theaters zu sein, scheint sich Helena Bennett selbstkritisch zu fragen.
Sie richtet sich an ein aufgeklärtes Publikum, das ihre Zeichen versteht. Um aufzurütteln, hätte es deutlicherer Sprache bedurft. Politische Aufrufe sehen anders aus. Selbstreflexive Arbeiten genau so. So wurde es ein künstlerischer Abend mit dezidierten Willen zur komplexen Ästhetik und zur dialektischen Durchdringung,
Birgit Schmalmack vom 25.2.20
Abbildung: Hamletmaschine - Foto: Helena Bennett
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