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Allgemein:
Melissa kriegt alles, DT
Against the record, HAU 1
Manifesto, Harake Dance company
Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Wunderbar irritierend
Mit der Haltung einer Großstadt-Gang betreten die sechs Männer mit kahl geschorenen Köpfen, weißen T-Shirts und weiten schwarzen Hosen die Bühne. Banderas, die sie sich vors Gesicht gebunden haben, machen sie unkenntlich. Bei den meisten von ihnen sind dicke Armbänder, Ringe, Uhren und Ketten zu sehen. Doch so gefährlich sie auch aussehen, so bedächtig und ruhig sind ihre Bewegungen. Wie unter einer Meditation schreiten sie ihre Wege zu den beruhigenden Klängen der Musik ab. Klare Strukturen geben ihnen den Trakt und Rhythmus vor. Durch die Zeichen, die sie mit den Händen formen, äußern sie ihre Gefühle. Diese Männer sind Teil einer Gemeinschaft, die sich auf einen Zeichenkodex geeinigt haben.
Dann beginnen sie zu sprechen. Sie erzählen auf englisch von ihren inneren Wegen. Von ihren Erfahrungen, von ihren beschrittenen Pfaden hin zu ihren Emotionen und Erkenntnissen. Die Diskrepanz zwischen äußerer Aggressivität mit allen einschlägigen Attributen und ihren sanften Bewegungen und Bekenntnissen irritiert. Genau diese Nichterfüllung von Klischees regt zum Nachdenken an.
Vasya Run" ist eine Performance-Gruppe aus jungen Männern zwischen 17 und 27 Jahren aus den Randbezirken Moskaus. Sie verknüpfen HipHop und spirituelle Praktiken zu einer neuen Bühnenform.
Kurz vor Ende ändert sich abrupt die Stimmung. Zwei Mikros tauchen auf und die Männer fangen an zu rappen. Plötzlich sind ihre Emotionen direkt und ungefiltert spürbar. Jetzt dürfen sie ihnen auf unverklausuliertem Weg Ausdruck verleihen. Zusammen genommen war das ein äußerst innovativer, anregender und Horizont erweiternder Abend, der erfreulich neben dem Mainstream lag.
Birgit Schmalmack vom 15.8.19
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