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Tor des Todes
Das Motiv des Tores ist allgegenwärtig. Zuerst ist es das Tor zum Ruhm, das sich Orpheus Alexandre Riabko) als Geigenvirtuose mit der Unterstützung seines Vaters Apoll (Carsten Jung) und seiner Mutter Kalliope (Lucia Solari) erschließt. Dann wird es zum Todestor, durch das seine geliebte Eurydike (Carolina Aguero) nach ihrem Unfalltod gehen muss. Mit einem lauten Knall fällt das Tor zu Boden und die tote Frau rollt aus dem noch qualmenden Autowrack vor Orpheus Füße. Später wird es zum Tor zur Unterwelt, durch das Orpheus schreitet, um Eurydike endlich wieder nahe zu sein.
Das Bühnenbild (Ferdinand Wögerbauer) spielt mit Folien, halbtransparenten Vorhängen und schwebenden Toren und schafft so Räume, zwischen denen Orpheus wechselt. Immer wieder ist es dann sein Instrument, das ihm neue Anregungen gibt und ihn in neue Sphären führt. John Neumeier hat aus Orpheus eine Künstlerfigur werden lassen, die lernen muss mit seinem Erfolg sensibel umzugeben, damit seine Kunst nicht leidet und er trotzdem noch empfänglich für seine Mitmenschen bleibt.
Für sein Ballettwerk Orpheus hat Neumeier zu einer spannenden Musikmischung gegriffen. Musik von Igor Strawinsky ("Apollon musagète" und "Orpheus"), Heinrich Ignaz Franz Biber (aus den"Rosenkranz-Sonaten") und Peter Blegvad & Andy Partridge. Die Musik von Strawinsky finden zu einer Harmonie mit den Geigenstücken von Biber und werden kontrapunktisch angeregt von den zeitgenössischen Kompositionen Andy Partridge aus seinem gemeinsamen Album mit Peter Blegvad "Orpheus the Lowdown", die eine Übertragung für die Poesie von Rilke finden. Zu allen findet Neumeier unterschiedliche Tanzsprachen. Gerade zu letzteren zeigt er eine Bewegungssprache, die weniger die fließenden als vielmehr die kantige Elemente betont. Wie nicht fassbare Schatten von Menschen wirken so die Geschöpfe in der Unterwelt. In hautfarbenen Trikots ähneln sie eher Würmern, die noch im Entwicklungsstadium sind. Die Elektro- und Schlagzeugklänge, die die beschwörende Worte begleiten, entwickeln eine Eindringlichkeit, die der der beiden anderen Komponisten in nichts nachsteht und diese wunderbar ergänzt. Diese Offenheit für die Vielzahl der Ausdrucksmöglichkeiten zeichnet die neue Arbeit von Neumeier an der Hamburger Staatsoper besonders aus.
Birgit Schmalmack vom 22.1.10
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