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Alles fließt, alles ist im Fluss, alles ist der stetigen Veränderung unterworfen. Das wird besonders deutlich, wenn sich heutzutage viele Menschen auf die Suche nach einer neuen Heimat begeben. Diese Suche nach einem neuen Zuhause untersucht Suse Tietjen zusammen mit ihrem Tanzensemble „Tanzorchester“ in ihrer neuen Produktion, die pünktlich zu seinem fünften Jahrestag im Sprechwerk zu sehen war.
Suse Tietjen hat für dieses Stück eine neue Art der Choreographie gefunden. Alles ist in der Entwicklung, die Tänzerinnen arbeiten in ständig fließenden Bewegungen, die sich miteinander, aufeinander, umeinander und auf den Teilen des eigenen Körpers zu entwickeln scheinen. Widerstreitende Elemente werden durch die achtzehn Tänzer dargestellt. Diese bedingen, beeinflussen und ergänzen sich zu einem Ganzen, bei dem nichts festgehalten werden kann. Menschen begegnen sich, erkennen sich, umgarnen sich, beeinflussen sich und trennen sich wieder. Immer neue Erfahrungen werden auf dem Körper des Suchenden (Alexander Varekhine), der sich auf die Reise begeben hat, eingeschrieben. Er nimmt dafür entweder selbst den Stift in die Hand oder eine der Tänzerinnen schriebt neue Elemente seines Erfahrungsschatzes direkt auf seine Haut. Sie können von neuen Erfahrungen überdeckt werden, doch die Spuren werden bleiben. Die Menschen werden so als Gestalter, Spielfiguren und Tragende ihres Schicksals zugleich gezeigt.
Ein vielschichtiger wunderschöner und faszinierender Abend ist dem Tanzorchester hier gelungen. Die extra von Vincent Straube für diesen Abend komponierte Musik korrespondiert direkt mit der Stückentwicklung. Wenn man eines der Choreographie vorwerfen könnte, dann wäre es ihre hohe Komplexität, die den Zuschauer beim ersten Sehen fast erschlägt und kaum ganz zu dechiffrieren ist. Dank der exzellenten Tänzerinnen und Tänzer kann Tietjen eine weitere ihrer „Kopfgeburten“ auf der Bühne zum Leben erwecken und so den Horizont der Zuschauer mit dem Erleben neuer Tanzwelten erweitern.
Birgit Schmalmack vom 6.5.16
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