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Allgemein:
Melissa kriegt alles, DT
Against the record, HAU 1
Manifesto, Harake Dance company
Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Raus aus dem Spielzimmer einer Ehe
"Wir haben noch nie ein ernsthaftes Gespräch geführt." Das wird Nora am Schuss klar. Sie hatte die acht Jahre ihrer Ehe allzu bereitwillig für ihren Mann Helmer (Felix Lohrengel)
die Rolle gespielt, die er ihr zugedacht hatte. Sie glaubte ihm, das er sie über alles liebe. Doch in Wirklichkeit hätte er es nur geliebt, in sie verliebt zu sein. Er, der sie gönnerhaft sein Vögelchen, sein Eichhörnchen nannte, der seine Aufgabe darin sah, sie zu führen, zu beschützen, sie liebevoll zu erziehen, hat sie nie als eigenständige Person gesehen. Und sie sich selbst auch nicht. Doch jetzt will sie nicht mehr eine Puppe sein. Sie will nicht mehr nur Ehefrau oder Tochter sein, sie will ein Mensch werden. Diese Erkenntnis hat ihr Krogstadt verschafft. Von diesem windigen Anwalt lieh sie sich einst Geld, um die Krankheit ihres Mannes durch einen Auslandsaufenthalt zu heilen. Sie fälschte dafür die Unterschrift ihres Vaters, der zu dieser Zeit schwerkrank im Sterben lag. Nun ist Krogstadt (Jens Wawrczeck) in Not und will mit dem Schuldschein eine Stellung in der Bank ihres Mannes erpressen.
Als Helmer von der Trickserei seiner Frau erfährt, stellt er sich nicht auf ihre Seite, wie sie er erhofft hatte, sondern sagt sich sofort von ihr los. Diese Ent-Täuschung wirkt auf Nora wie erkenntnisreicher Schock. Sie erkennt endlich ihre Puppenhaftigkeit, ihre Unselbstständigkeit, ihre Selbstbeschränkung, ihre klaglos akzeptierte Reduzierung auf die lustige, gut gelaunte, hübsche Ehefrau. Diese Selbsterkenntnis verhilft zum Mut ihr sicheres Nest zu verlassen.
Ives Jansen zeigt am Ernst Deutsch Theater eine gekonnte, packende Inszenierung des immer noch aktuellen Stückes von Ibsen. Auf der Bühne sind ein paar verlorene Versatzstückes eines Wohnzimmers aus Sofa, Tisch und Klavier vor norwegischer Schneelandschaft zu sehen, die die Unbehaustheit schon andeuten. Nicht zuletzt dank Stella Roberts als Nora wird das Stück zu einen spannungsgeladenen Kammerspiel. Roberts spielt die quirlige, naive, oberflächlich scheinende Nora ebenso überzeugend wie die entschlossene, klare, selbstbewusste Nora am Schluss. Sie macht die Entwicklung dieser emotional erstarkenden Frau in jeder Minute glaubwürdig. Eine wunderbar stimmige Umsetzung eines wohl bekannten Stückes.
Birgit Schmalmack vom 18.10.18
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