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Frau Müller muss weg

Frau Müller muss weg, Kontraste



Wie aus dem Leben gegriffen

Fünf Elternteile sind zum Elternabend erschienen. Sie sitzen auf den Kinderstühlen zwischen den bezaubernden Bastelarbeiten vom Herbstprojektes. Doch sie wollen nicht die Erfolge der Klassenlehrerin Frau Müller (Kerstin Hilbig) feiern. Im Gegenteil: Sie wollen Frau Müller weghaben. Sie soll die 4b abgeben. Erst allmählich offenbaren sich die eigentlichen Gründe: Zu groß ist die Angst vor den Halbjahreszeugnissen, die über die schulischen Karriere ihrer Kinder entscheiden werden. Versammelt sind hauptsächlich die Problemfälle der Klasse. Die Mama (Anika Lehmann) der aufmüpfigen, frühpubertären Laura, die sich schon mit neun Jahren ihre Entschuldigungen selbst schreibt, weil ihre Eltern zu sehr mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt sind. Der Papa (Jens Reichardt) der stillen Janine, die in der Schule von Laura und zu Hause von ihrem arbeitslosen Vater gegängelt wird. Und die Eltern von Lucas, die erst kürzlich von Eckernförde in die feindlichen Gefilde der Großstadt gezogen sind, und sich immer noch nicht heimisch fühlen. Während die Mutter Marina (Marion Elskis) ihre gutmenschelnden Bio-Esoterik pflegen möchte, ist der Vater Patrick (Christian Onciu) eher der pragmatisch Geld heranschaffende Typ. Die „Fritz-Mama“ Katja (Lisa Grosche) ist nur aus Klassensolidarität zum Elternabend erschienen. Von ihrem verschlossenen Sohnemann weiß sie bloß, dass er nur Einsen schreibt.
Autor Lutz Hübner hat hier wieder einmal ein Stück geschrieben, das direkt aus dem Leben gegriffen scheint. Die Anspruchshaltung der Eltern nimmt er ebenso aufs Korn wie den pädagogischen Impetus der in die Jahre gekommenen Lehrerin. Er zeichnet die verschiedenen Typen in diesem Zusammenspiel voller Wiedererkennungsmomente.
Im Theater Kontraste unter der Regie von Kai-Uwe Holsten kommen alle diese pointierten Dialoge hervorragend zur Geltung. Eine gelungene Umsetzung eines anregenden Textes!
Birgit Schmalmack vom 10.01.15

Abbildung: Frau Müller muss weg - by Oliver Fantitsch

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