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The Situation, Thalia

The Situation, Lessingtage


Toller Abend

Stefan will alles richtig machen. Er, der perfekte deutsche Gutmensch, will seinen Syrer retten, den er bei sich aufgenommen hat. Auch in seiner Funktion als Lehrer in seinem Deutschkurs in Neukölln bemüht er sich stets händeringend um political correctness und kommt so stetig ins Stottern. Mit seinen Schülern ist "The Situation" des Nahen Ostens mitten im Berliner Integrationskurs angekommen und Stefan rauft sich die Haare, um bis zur nächsten Stunde eine Lösung für den Nahostkonflikt zu finden. Denn in seinem Kurs treffen Palästinenser, Israelis und Syrer aufeinander. So werden die einfachen Fragen: Wer bist du? Woher kommst du? schon zu politischen Fragen, die keine klare Antworten kennen. Das israelisch- palästinensische Ehepaar, der syrische Kriegsflüchtling, der palästinensische Parkourläufer und die schwarze Palästinenserin, jeder hat seine eigene geschichtliche Wahrheit und die prallen bei Stefan aufeinander. Da ringen sie nicht nur um die deutschen Worte sondern auch um die korrekten Begriffe. Der arme Stefan steht hilflos mitten zwischen den Parteien auf den beiden gelben Rolltreppen.
Dieser allzu perfekte Deutsche entpuppt sich schießlich als Sergej, der nach der Wende als Aussiedler nach in die Bundesrepublik kam und nun ein Musterexemplar der Integration abgibt.
Yael Ronen ist eine Meisterin der pointierten, mit leichter Hand inszenierten Abende, die mit Klischees und Vorteilen geschickt spielen. Mit sicherem Gespür für einen Humor, der die Auseinandersetzung mit dem Ernsten erst möglich macht, hat sie wieder einmal einen Abend inszeniert, der ohne jeden Anflug von pädagogischen Zeigefinger daherkommt und bei dem man dennoch jede Menge lernen kann. Das ist große Kunst. Sie gelingt auch deswegen, weil Ronen stets die richtigen Leute für die Bühne findet, die ihre Geschichten souverän erzählen, ganz authentisch wirken und dennoch weit über sich selbst hinausweisen können.

Birgit Schmalmack vom 7.2.16

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