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Blödeln für Legenden
Auf Legenden darf man schon mal warten. Zumal wenn die Wartezeit so vergnüglich überbrückt wird. Wenn nämlich Thalia-Schauspieler die Bühnenarbeiter spielen, lohnt sich das Zugucken selbst beim Bühnenaufbau. Der dröge Dennis (Jörg Pohl) hält Eile für total überschätzt. Immer wieder hält er die Zeit an und kommentiert das Geschehen auf der Bühne. Er stellt seinen Chef, den obercoolen schwäbelnden Schlaumeier Jack (Julian Greis) vor, der jede Menge Sprüche aufkosten anderer auf Lager hat und ansonsten auf Safety mit einem großen S am Anfang setzt. Die Lautsprecher stehen noch nicht, die Verkabelung der Mikros stimmt noch nicht, der Soundcheck ist noch nicht erfolgt. Dann kommt der CVD, in diesem Fall die Chefin vom Dienst, die Producerin Frau van Salm (Victoria von Trauttmansdorff), hereinstolziert und demonstriert ihre Unentbehrlichkeit. „Roboti, Raboti“ ist ihr Lieblingssatz. Die Vorband, die „echt der Wahnsinn ist“, übernimmt mit ihrem ersten Song gleich den noch ausstehenden Soundcheck. Das Zwillingspärchen (Franziska Hartmann und Alicia Aumüller) macht seinem Namen „Trill“ alle Ehre. Sie zwitschern gekonnt im Technorhythmus.
Dann endlich sind sie da: Die Band „Fraktus“ (Jaques Palminger, Heinz Strunk, und Rocko Schamoni), die einst den Techno erfunden haben soll, schwebt mit ihrem Raumschiff vom Bühnenhimmel herab. Doch zuerst wollen sie ihre Merchandising-Produkte vorstellen. Neben so tollen Dingen wie einer Bananensäge und einem Blockflötenrückspiegel, die wohl jeder schon mal vermisst hat, gibt es auch ein neues Computerspiel, in das der Bühnentechniker Dennis als Testperson geschickt wird. Als Hauptfigur darf er sich durchs „Dope House“ trinken, rauchen, schlucken und spritzen, bis er fast so breit ist, dass er nicht durch mehr durch den Exit passt. Danach ist er so im Dope-Fieberwahn, dass er sich die Figuren in 3D direkt auf die Schachbrettbühne erträumt. Hier kämpft er ein zweites Mal mit seinen Widersachern und gewinnt natürlich erneut.
Doch auch das längste Vorprogramm hat mal ein Ende und Fraktus setzt endlich zu seinem Konzert aus vier (!) Songs an. Die handeln von gefährlichen Malern und Lackierern, vom segensreichen Internet, vom Dasein auf einem einsamen Planeten und von Musik aus Strom. Das Zwillingspärchen ist zum sexy Backgroundchor in Latexanzügen und auf Lady-Gaga-Schuhen mutiert. Viel Rauch, viel überirdische Animationen, viel handgemachte Synthesizermusik, wenig Text und null Botschaft machen den Abend zu der erwarteten Mischung aus Nonsens, Bühneneffekten, Sinnfreiheit und Minimal-Musik. Der allwissende Dennis erklärt auch, warum das Ende dieser Show fast genau so schön wie sein Anfang ist. Ganz klar: Wenn Elektro-Opas sich auf die Bühne stellen und so tun, als würden sie noch ganz frische Musik für junge Leute machen, ist das immer ein wenig peinlich.
Birgit Schmalmack vom 23.12.14
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