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Rutschige Angelegenheit |
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Wenn die Abwärtsspirale einer Karriere erst seinen Anfang genommen hat, ist es schwierig sie zu stoppen. Diese Erfahrung macht Gustav (Lindy Larsson). Dabei hat er ohne Zweifel Talent, wie er in den ersten Minuten seines Auftritts beweist. Dabei berichtet er erstmal nur davon, was er alles nicht zeigen werde. Es folgt ein Ritt durch alle seine bisherigen Hits, die er komponiert hat. Kulturelle Aneignung, für diesen Tatbestand schien es in diesem Zeitalter noch keinen Begriff zu geben. Man nannte es World Music und auch ein Schwede wie Gustav durfte sich allerlei abzapfen aus dem kulturellen Erbe der Welt. Ob Gypsi, Folk, oder Ethno-Pop. Er bereiste die Welt und speiste seine Musik aus dem Kulturen der anderen. Wandlungsfähig war er, ohne Zweifel. Doch die Zeiten ändern sich, doch Gustav verkannte ihre Zeichen. Als er der Roma-Frau Sky (Riah May Knight) begegnet, will er einfach seine Masche weiter durchziehen. Er stilisiert seine Begegnung mit der knapp 18Jährigen zu einem romantischen Ereignis hoch und fühlt sich, knapp 30 Jahr älter, auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Klassische Konstellation. Ein verheirateter Mann in der Midlife Crisis entdeckt seinen zweiten Frühling, oder glaubt es zumindest. Doch Sky bricht den Kontakt nach kurzer Zeit ab und startet eine eigene Karriere auf TikTok. Sie ist im Gegensatz zu ihm voll im Trend der Zeit und hat einen kometenhaften Aufstieg. Jedenfalls zunächst. Regisseurin Yael Ronen hat sich mit dieser Arbeit am Gorki neu erfunden. Sie wagt es, von ihrer eigenen Erfolgslinie abzuweichen und ein Musical auf die Bühne zu bringen. Und es gelingt ihr. Die Musik ist grandios, variantenreich, mitreißend und eingängig, wie sich das für Musicals gehört. Ihre Darsteller:innen sind allesamt hervorragend und singen und spielen auf höchstem Niveau. In anderer Hinsicht bleibt sich Ronen treu. So einfach wie die Zusammenfassung des bisherigen Verlaufs anmutet, bleibt es natürlich nicht. Ronen baut im Laufe des nur gut eineinhalbstündigen Stück so viele Volten und Wendungen und Subtexte mit ein, dass einem schwindelig werden kann. Alle gängigen Diskurse baut sie geschickt mit ein. Cancel Culture, Identität, Aneignung, MeToo, Tokenismus.....Auch Skys Karriere bekommt einen Knick. Die Ehefrau von Gustav (Anastasia Gubareva ) ist eine emanzipierte Karrierefrau, die ihren eigenen Plan verfolgt. Eine ihre Untergebenen (Vidina Popov.) versucht aus den Skandalgeschichten ihrer Chefin und deren Ehemannes ebenfalls Kapital zu schlagen. Letztendlich kämpfen alle nur um die Aufmerksamkeit des Publikums, wie der letzte Song beweist. Bitte glaube an mich, fleht er zu Beginn in einem Solo zu einem Mediengott. Doch am Ende drängeln sich alle Protagonisten mit genau dieser Bitte an der Bühnenrampe, und würde es auch nur für ein paar Sekunden erfüllt. Birgit Schmalmack vom 22.4.22
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Semiotiken der Drecksarbeit, HAU 3 Smak, Volksbühne
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