www

Adresse

Zuletzt besprochen

Nussknacker Der träumerische Ballett „Nussknacker“ ist ein Klassiker zu Weihnachten. Für Antje Pfundtner wird er mit ihren „Gesellschaftern“ zu einer Fundgrube der träumerischen Erinnerungen. „Close your eyes!“ fordert der Mann die Zuschauer auf, nachdem er dem Weihnachtskugelbaum entstiegen ist. Wenn man träumt, ist alles möglich. Erinnern oder vergessen? Das ist hier immer wieder die Frage. So stolpern die Tänzer mit halbgeschlossenen Augen oder in vollem Bewusstsein in ihrer Vergangenheit herum, um herauszufinden, was Gegenwart und Zukunft bestimmt. ....

Schnee „Dieser Ort ist wie ein Loch, wenn du einmal hineinfällst, kommst du nicht wieder raus.“ Zu einem Sinnbild für einen vollkommen abgeschiedenen Ort wird das fiktive Karsberg, an dem sich die Verwerfungen dieser Zeit wie unter einer Glasglocke studieren lassen. Aus dem türkischen Kars der neunziger Jahre hat der Regisseur Hakan Savas Mican den Roman von Orhan Pamuk „Schnee“ ins deutsche Karsberg verlegt. ...

Ghettoblaster Hier geht es nicht um mitleiderregende Geschichten von armen Migranten, die es in Ghettos verschlagen hat. Das macht schon der fette harte Breakdance klar, den die fünf exzellenten Tänzer gleich zu Beginn auf die Bühne legen. In diesem Stück geht es um viel mehr, es geht um die IBA, Gentrifizierung, Markenklamotten, Studiengebühren, Liebe, Elbphilharmonie und die Liebe. Es geht schlicht um die volle Bandbreite des Lebens. ...

O Äußere Begrenzungen und innere Möglichkeiten zu ergründen ist das Ziel der Arbeit „O“ von Laurent Chetouane. Der Tänzer Mikael Marklund ertastet mit unsicherem Schritt und ängstlichem Gesichtsausdruck das Territorium der Halle K4. Nur zögerlich und langsam erarbeitet er sich mit seinem Körper den Raum. Ständig vergewissert er sich möglicher Haltepunkte. ...

This piece is still to come Schon an der Eingangstür zur K2 hängt ein Warnhinweis. Bei dieser Choreographie werden die Zuschauer selbst zu Performern. Mit Videoaufnahmen ihrer Bewegungen werden sie zu Darstellern in den folgenden Aufführungen. Sechs Bildschirme, die in der Halle verteilt sind, zeigen die aufgezeichneten Spuren der bisherigen Betrachter der Inszenierung von Begu¨m Erciyas....

I don't believe in outer space Bei Forsythe ist alles in Bewegung. Es gibt keinen Moment, in dem nicht mehrere Dinge gleichzeitig auf der Bühne geschehen. Wie eine Mondlandschaft lassen die vielen schwarz glänzenden Tapekugeln den Boden der K6 wirken. Wie kleine Lava-Stolpersteine liegen die auf der Bühne. Doch ein leichter Kick und sie fliegen durch den Raum. „As if“ ist das erste Thema. Immer wieder schlüpft jemand in die Rolle eines anderen. ...

Messermord Verunsicherung pur - „Stehen Sie auf! Haben Sie den Woyzeck gelesen? Was verstehen Sie unter Moral?“ Wie Pennäler im Frontalunterricht sitzen die Zuschauer auf harten Schulbänken und werden von einer gestrengen Lehrerin befragt. Noch beklemmender wird die Situation, als zwei in schwarz gekleidete Männer mit hartem Schritt zur Tür hereinkommen. Einem Mann nach dem nächsten Mann schleudern sie den Stuhl unterm Hintern weg...." (Foto: Edward Chapon)

Der Internationale Strafgerichtshof Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen untersuchen mit ihrer Kunstform des „Spekulativen Realismus“ die Möglichkeiten der Aufarbeitung von Massenverbrechen. Dass eine weiße Institution hier über Schwarze urteilt, ist ein Aspekt, der direkten Einfluss auf ihre künstlerische und inhaltliche Arbeit hat. Im tänzerischen, intellektuellen und kommunikativen Austausch zwischen Weißen und Schwarzen versuchen sie jeden Eurozentrismus ebenso abzustreifen wie jede Klischeebedienung. Einzig das Klischee der den Schwarzen angeborenen Musikalität, die sich in jeder Bewegung und jedem Satz der Afrikaner äußert, bedienen sie gerne und scheuen sich auch nicht, dabei die Weißen daneben etwas unbeholfen aussehen zu lassen...

We saw monsters ...Diese statische Ereignislosigkeit fand ein jähes Ende in der zweiten Aufführung des Abends auf Kampnagel. Denn ganz anders war die Tonlage bei Erna Omarsdottir „We saw monsters“. Gleich die erste Szene zeigt wo es langgeht: Keine Tiefenentspannung sondern Geschrei, Lärm, Angst und Grauen sind jetzt angesagt. Die isländische Choreographin will untersuchen, wie viel Monster in Menschen steckt. ...

Die Möwe Unverkünsteltes Leben Hier wird nicht psychologisiert, sondern hier wird offenbart. Das Innerste wird nach außen gekehrt. Alles geschieht in einem öffentlichen Raum unter den Augen und Ohren der Landgemeinschaft. Hier gibt es kein Entrinnen, denn sie beobachtet alles. Aufgereiht sitzen alle vor der grauen Mauer und beobachten das Verhalten, das Leiden und die Entblößungen der Anderen. Die Land-WG, die sich jeden Sommer aufs Neue auf dem Gut versammelt, ist eine Ansammlung von Menschen, deren aufstrebende Lebensziele jäh abgestürzt sind. Auch die scheinbar so strahlende Schaupiel-Diva Irina (Corinna Harfouch) wird hier schnell von ihrem Sockel geholt. ...

Kinder der Sonne Leiden auf hohem Niveau - Nur ein Labyrinth aus dünnen Stangen halten das Haus des Protassows aufrecht. Wände gibt es hier nicht. Die Bewohner und Besucher rauschen zur einen Seite hinein und zur anderen wieder hinaus. Geborgenheit und Halt sucht man hier vergeblich. Für das offensichtlich großzügige und offene Haus ergibt das die Atmosphäre eines Bahnhofs. Der kluge Pawel (Ulrich Matthes) verflüchtigt sich, sobald jemand mit ihm reden will. Er hat Wichtigeres zu tun. Seine Forschung für „euch alle“ wartet auf ihn. Für seine schöne Frau Jelena (Nina Hoss) fällt da keine Aufmerksamkeit mehr ab....

150% made in Hamburg Heute endete das Theaterfestival 150% made in Hamburg nach 10 Tagen. In der Hamburger Botschaft wurden die Preise verliehen. Der Publikumspreis ging an "Mondgesicht" des cobratheaters. Die Jury vergab ihren Preis an zwei Produktionen. Sie lobte gleichermaßen den "Cityswap" der Azubis für die Eroberung des öffentlichen Raumes als Ort des Theaters wie "Das Houdini-Gen" von Meyer&Kowski mit Felix Knoop für die exemplarischen hervorragenden Ausnutzung der begrenzten Mittel, die sich der Off-Theater-Szene bieten.

Hofesh Shechter Abendblatt: "Gestörte Gefühle im Internet-Zeitalter - Mit fulminantem Auftakt vorgelegt: Die Hofesh Shechter Company eröffnete die Kampnagel-Saison mit zwei explosiven Choreografien...." (Foto by Matthew Andrews)

Kiss & Cry Wo sind sie hin, all die verflossenen Lieben von Gisela? Einsam sitzt sie auf dem Bahnsteig und träumt von ihren Liebhabern. Fünf waren es. Manche Liebesgeschichten dauerten nur 13 Sekunden, wie die erste, die für Gisela die prägendste bleiben sollte. In ihr spielten Hände die wichtigste Rolle, denn nur sie spürte sie, als es im Zug auf einmal dunkel wurde. Nie sollte den Jungen zu diesen Händen wieder sehen. Auch spätere Lieben boten selten die Erfüllung, von der sie träumte. Einige waren eher wie eine Zwiebel, die Gisela zum Weinen brachte, andere waren wie eine Käsereibe, nützlich nur für einen Zweck. ..." (Foto by Maarten van den Abeele)

Life and Times Nein, das Leben von Kristin Woodrall ist kein Krimi. Auch wenn das Nature Theater of Oklahoma die Episoden 3 & 4 ihres Lebens in der Kulisse einer Agatha Christie Krimis in Szene setzen. Waren die acht Live-Sprecher von Kristins Original-Aufzeichnungen bei der ersten und zweiten Episode in ihrer Musicalshow noch in jugendlichen Arobic-Aktionismus ausgebrochen, so sind sie jetzt in der Kulisse erstarrt. Das passt gut zu Kristins Leben, zu dem sie am Ende des dritten Teiles selbstkritisch bemerken muss: „Just a mess of nothing!“ ...(Foto by Stocher)

Elena's Aria Ein Klassiker des zeitgenössischen Tanzes wieder aufgeführt: "Elena´s Aria" von ROSA/Anne Teresa de Keersmaeker aus dem Jahr 1984 wurde rekonstruiert. In enge Partykleider und hohe Tanzschuhe gezwängt versuchen die Frauen (De Keersmaeker, Fumiyo Ikeda, Nadine Ganase, Cynthia Loemij, Tale Dolven) eine gute Figur zu machen. Doch meist sind sie zum Warten verurteilt. Auf den zahlreichen Stühlen harren sie der Dinge, die eventuell kommen werden. Eine aktive Rolle scheint für sie nicht vorgesehen zu sein. ..

A Talk & Prometheus in Athen Dem Rhythmus in Kommunikationssystemen spüren Sudermann und Söderberg nach. Sie tun das auf ihr sehr charmante und unprätentiöse Art und Weise. Wie beiläufig eröffnen sie Gedankenketten zu kommunikationspsychologischen Erkenntnissen....

Charmatz & Arias Welt: "Es war, als wollte Matthias von Hartz in seinem letzten Internationalen Sommerfestival sein Hamburger Publikum noch einmal auf die Probe stellen: Die philosophischen Bewegungserkundungen von Boris Charmatz in der Deutschlandpremiere von "Levée des conflits" fordern auf Kampnagel den eher Tanztheater gewohnten Besucher und setzen Maßstäbe für ein Festival, das auf der Höhe einer internationalen Avantgarde mitspielen will...."

Die Ausgedehnten, Kamerun und Hinrichs Die Hauptrolle spielt die Elbe. Schorsch Kamerun und Band hielten sich dezent im Hintergrund. Hinter einem glitzernden Perlenvorhang im Unterdeck bleiben sie für die meisten Zuschauer an Bord der MS Hamburg unsichtbar und ließen nur ihre Töne und Stimmen von ihrer Anwesenheit zeugen. „Schauen Sie hinaus!“ lautete damit auch die Aufforderung, die die Band- und Textkapitäne Schorsch Kamerun und sein Mitstreiter Fabian Hinrichs immer wieder an ihre „Mitpassagiere“ richteten. ...

Performances Die Bilanz des zweiten Abends der Abschlussarbeiten der Performance Studies fällt gemischt aus. Die erste Hälfte bis zur Pause ließ mancher Zuschauer auf die zweite Hälfte verzichten, zumal das Halbfinalspiel Deutschlands zeitgleich lockte. Doch wer blieb, wurde belohnt. Nach der Pause bekam man drei Perormances zu sehen, die interessierten...

Low Pieces 15 Minuten Konversation stehen zunächst auf dem Programm. Die Performer sitzen frontal am Bühnenrand dem Publikum gegenüber. Alle ganz leger in Freizeitkleidung und Sportschuhen gekleidet. Eine gut vorinformierte Zuschauerin nutzt die Gelegenheit und erzählt davon, dass sie vorgehabt nackt zu kommen, doch im letzten Moment doch die Kleidungsstücke übergezogen hätte. Ein anderer wirft ein: Ratsam bei dem Klima in Hamburg! So plätschert die Unterhaltung dahin, bis der erste Black den Endpunkt setzt. Danach sitzen auf dem schwarzen Bühnenrechteck fünf nackte Menschen mit Kopfhörern. ...

Open for ererything Ein Weißer scheut einen Dunkelhäutigen über die Bühne: "Tempo, Tempo!" Dieser soll nur per Muskelkraft ein Auto bis vor die Wellblechhütte schieben. Die Autotüren gehen auf und heraus quillen fast 20 Menschen. Das Rolltor der Hütte rauscht nach oben und hinter einem pompösen Quastenvorhang schreiten würdevoll vier dickbäuchige Männer hervor, die zu ihren Instrumenten gehen. ...

Monkey Sandwich Um ein Lagerfeuer herum haben sich die Dorfbewohner versammelt. Einmal im Monat kommen sie zusammen um sich Geschichten zu erzählen. Ihre Geschichten sollen die Wirklichkeit darstellen, variieren und erschaffen. Denn ihre Erzählungen sind Konstruktion ihrer veränderten Realitäten. So verändert auch Regisseur Wim Vandekeybus immer wieder die Wirklichkeit seiner Geschichten, die er auf der Bühne um das Feuer und das Wasser erzählt. Aus dem Leiberhaufen aus Packpapier schält sich ein leibhaftiger Mensch. Er ist nackt. Zum Schluss wird herausstellen, dass er eigentlich nie geboren wurde und deswegen alles sein könnte: ein kleines Kind, eine Frau, ein junger Mann, ein alter Mann.

Befreier Fall Ein Mann steht bewegungslos wie eine Schaufensterpuppe. Es fällt ein Schuss. Der Mann fällt in Zeitlupe zu Boden. Von einem zuschauenden Paar kommt der männliche Part auf den Stürzenden zugerannt. Minutenlang wälzen sich die Beiden auf dem Boden. Der Sterbende wird eins mit dem Haltenden. Diese Endszene aus dem Fassbinder-Fim „Der amerikanische Soldat“ bildet den Ausgangspunkt für Philipp van Heijdens Untersuchung über das Fallen. ..

Firmenhymnenhandel Anton.Theaterblogs: "Ebermann sowie Ted Gaier und Thomas Wenzel, die musikalischen Leiter der Inszenierung, haben hier offenbar ihre Beziehungen spielen lassen, so dass nicht weniger als 22 mehr oder weniger bekannte Namen aus Musik-, Polit-, Theater- und Schauspielszene mehr oder weniger schaurig-schöne Firmenhymnen schmettern. Das ist lustig und unterhaltsam und manchmal tragisch-komisch, aber mehr eben auch nicht. ..."

Narziss und die Revolution Revolution geht immer. In Zeiten von Occupy werden die 68-Ziger umso interessanter. Schön wenn man auf dementsprechende eigene biographische Kenntnisse zurückgreifen kann. Das kann David Chotjewitz. Ihm ist bewusst: Ein postkindliches Projekt auf der Suche nach der Wahrheit muss immer scheitern, denn die eigene Erinnerung ist zugleich Objekt und Subjekt der Betrachtung....

Schubladen „Meine Mutter war ein Atheist.“ „Stop: Erkläre, warum nicht Atheistin?“ Schon an den Endungen mancher Wörter entsteht Erklärungsbedarf, wenn Ost und West tagt. An ihren drei Bürotischen sind die drei Ostfrauen (Wenke Seemann, Annett Gröschner, Alexandra Lachmann) und die drei Westfrauen (Johanna Freiburg, Nina Tecklenburg, Ilia Papatheodorou) zusammengekommen, um ihre unterschiedliche Sozialisation voreinander auszubreiten. Auf Bürosessel kurven sie immer wieder zu den Schubladen am Bühnenrand, in denen sie ihre Erinnerungsstücke verwahren. Immer höher werden die Bücherstapel, Schallplatten- und Musikkassettensammlungen, die sie den anderen vorstellen. Da trifft ganztätige Säuglingskrippe auf wohlbehütete Umsorgung in der mütterlichen Wohnstube.

Alles Am Stehpult hält Veit Sprenger eine Filibusterrede, die sich dadurch auszeichnet, dass sie zwar inhaltsleer sein kann, aber von so langer Dauer sein muss, dass jeder Widerstand der Zuhörer sich in Erschöpfung auflöst. Auch die Aufführung „Alles“ von Showcase Beat Le Mot auf Kampnagel hat eine beachtliche Länge: Vier Stunden dauert sie. Doch das Performer-Quartett scheut keine Mühen, seine Zuschauer diese Zeit so angenehm wie möglich verbringen zu lassen. Showcase Beat Le Mot sind gute Gastgeber. Sie sorgen für ihr Publikum. Platz ist genügend vorhanden, jeder darf sich frei bewegen, der Blick hinter die Kulissen ist erwünscht. Eine Bar versorgt mit Getränkenachschub....

Sampled Identity Das Ensemble Resonanz beansprucht den gesamten Platz der Bühne. In wohl gesetzter Form haben die klassischen Musiker sich die HipHopTänzer einverleibt. Brav sitzen sie mit Instrumenten unter ihnen. Doch dann streicheln die Geigenbögen die Nachbarin statt der Violine und die Stühle fliegen. Ein Musiker nach dem nächsten räumt seine Posten. Zum Schluss wirft der Dirigent wirft entnervt seinen Stab fort. ...

Herr Dragacar ... „Ich würde eigentlich lieber weiter mein Leben auf der Bühne spielen, als es tatsächlich leben“, meint Herr Dagacar. Er ist Wertstoffsammler in Istanbul. Doch eigentlich stammt er aus einem Dorf ganz im Osten der Türkei. Zusammen mit seinen Cousins arbeitet er in der Tagesreise entfernten Großstadt. Er schläft im Wertstoff-Depot, auf Möbeln, die er im Müll gefunden hat. Sie sind Recycling-Experten, ...

«   1 2 3 4 5 6 7 8 9 10   »

Archiv