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Coolhaze, Schauspielhaus Charly Hübner spielt sich selbst, aber auch Charles Bronson und Michael Kohlhaas. Auf so eine irre Zutatenliste kommen nicht viele, die für ein Staatstheater produzieren, aber Studio Braun ist für verrückte Ideen bekannt. Dass sie sich jetzt aber einen Klassiker der Dramenliteratur als Grundlage ausgesucht haben, könnte eventuell doch eine Nummer zu groß sein.

Eine Frau flieht vor einer Nachricht, Schauspielha Fast ohne Requisiten, nur mit drei Overheadprojektoren und einem klackernden Metronom erschafft er in dem Betonkeller des Malersaals zusammen mit den drei hervorragenden Schauspieler.innen eine Atmosphäre, die ganz eintauchen lässt in den unlösbaren Konflikt dieses Landes. ( © Matthias Horn )

Die Sorglosschlafenden, die Frischaufgeblühten, Sc "Da wo die Nüchternheit dich verlässt, da ist die Grenze deiner Begeisterung" ist das Credo dieses Abends. Erst wer sich über die Grenze der Schwerkraft hinausheben lässt, erhält so etwas wie Hoffnung und Ausblick. Erst wer die Grenze der Begeisterung durch die Kunst überschreitet, landet in der Welt der Emotionen und des Humors, die über die ernüchternde Realität hinausweist.(Foto: Matthias Horn)

Richard the Kid & the King Henkel ist eine Interpretation des Stoffes gelungen, die so stringent umgesetzt ist, dass man denken könnte, sie bräuchte nicht unbedingt eine Länge von vier Stunden. Dennoch möchte man keine einzige Minute missen, so lange einen eine Lina Beckmann währenddessen mit ihrer grandiosen Wandlungsfähigkeit beglückt. (© Monika Rittershaus, 2021)

Trutz, Schauspielhaus Was eine dröge, schwierig zu verstehende Geschichtsstunde hätte werden können, wird zu einem puren Theatervergnügen, nach dessen Besuch man wieder weiß, warum man überhaupt ins Theater geht.© Katrin Ribbe

Café populaire, Schauspielhaus Nora Abdel-Maksoud hat ein überaus intelligentes Theaterstück über die Entlarvung der politischen Über-Korrektheit geschrieben, das gnadenlos die Abgründe hinter ihrer gutmenschelnden Fassaden freilegt. Er erwischt sein Publikum genau da, wo es wehtut.

J'accuse, Schauspielhaus René Pollesch hat mit diesem kleinen 90-Minüter dem feinen Kunst- und Kulturbetrieb ganz elegant den Spiegel vorgehalten. Wenn dann auch noch eine leibhaftige Kuh auf die Bühne geführt wird und den Schauspieler:innen fast die Show stielt, ist endgültig klar: Der Marktplatz der Eitelkeiten, der Selbstvergewisserung, der vermeintlichen Aufregung ist nicht mehr so aufregend wie gedacht.

Ellbogen, Schauspielhaus Das macht Sattler grandios. Nur mit einer Beugung des Oberkörpers, nur mit einer Senkung der Stimme, nur mit einem Verschieben der Mundwinkel wird sekundenschnell klar, wessen Rolle sie jetzt gerade übernimmt. So zeigt sie Hazals Ringen um Würde zwischen Berlin und Istanbul auf eine so bezwingende Art, dass die 90 Minuten auch nicht eine Sekunde langweilig werden.

Kindeswohl, Schauspielhaus Man fühlt sich an einen Fall von Ferdinand Schirach erinnert. Hier soll Moral verhandelt werden. Eingebettet in eine ganz alltägliche Mid-Life-Ehegeschichte.

Die unendliche Geschichte, Schauspielhaus Spaan gelingt es trotzdem dank seines perfekt harmonierenden Dreierteams all die Figuren aus dem Buch ohne jeden Kostümwechsel lebendig werden zu lassen. Er belegt mit seiner Inszenierung die Kraft eines Buches, selbst wenn dieses Buch auf einer Bühne vorgelesen und umgesetzt wird. (© Sinje Hasheider)

Das Schloss, Schauspielhaus Victor Bodo hat aus dem unvollendeten Roman von Franz Kafka eine andeutungsreiche Inszenierung geschaffen, die das Premierenpublikum am Samstag begeisterte. Zu Recht. Das Bühnenbild spricht für sich. Das Ensemble brilliert in allen Rollen. (Foto:Thomas Aurin)

Ein Abend mit Herta Müller, Schauspielhaus Die Zuschauer/Innen erlebten eine Künstlerin, die sich nicht hinter ihrem Werk versteckt. Sie ist eine Frau, die genau weiß, woher sie stammt. Über die intellektuelle und persönliche Herausforderung der eigenen Identitätserkundung weiß sie eine Menge zu erzählen.

Der goldene Handschuh, DSH Die Inszenierung interessiert sich mehr für das Milieu, in dem die Ertrinkenden sich gegenseitig vor dem Absaufen zu retten versuchen. Vergeblich. Sie gehen zusammen unter.

Das Totenfest, Schauspielhaus Ostendorf lässt in jedem seiner Sätze so viel Mehrdeutigkeit anklingen, dass er sich stets in unangreifbarer Entfernung zurückziehen kann. Behren versucht dies mit offensivem Körpereinsatz von choreographischer Eloquenz zu quittieren. Beide spielen zu sehr mit dem "Als-ob", als dass das Existenzielle dieser Beziehung zu spüren wäre.

Menschen, Göttern gleich, New Hamburg Der Besuch auf der Veddel lohnt sich trotz des unerwartet schnellen Endes auf jeden Fall. Wie hier in einem von der Hochkultur vernachlässigtem Stadtteil eine wenig genutzte Kirche mit neuem kulturellen Leben gefüllt wird, ist sehenswert. Umso mehr wenn es dabei gesellschaftlich relevante Fragen mit künstlerischen Anspruch verhandelt.

Rainer Gratzke oder Das rote Auto, Malersaal Man mag sich als Theaterzuschauer/In an ein anderes "Endspiel" erinnern. Doch während Beckett in seinem Endspiel mit Allegorien arbeitete, die weit über sich hinauswiesen, begnügt sich Rachut damit den Horror des Endes zu bebildern.

Lazarus, DSH Regisseur Falk Richter hat am Schauspielhaus "Lazarus" als eine überengagierte Musical-Allegorie eingerichtet. Er hat dafür zum Mittel der ständigen Reizüberflutung gegriffen. Er reicherte das Musical mit so vielen Glitzer-Showeffekten, Videobildern, rotierenden Bühnenbildern und ständigem Kostümwechseln an, dass einem beim Zuschauen schwindlig werden kann. Er wollte die abstruse Oberflächlichkeit des Show-Bizz vorführen und gleichzeitig Parallelen zur potenzierten Reizüberflutung des Internetzeitalters aufzeigen.

Sophie Passmann, DSH Der Abend lebte weniger von den inhaltsschweren Erkenntnisse, die sich durch die geschilderten Interviews ergaben, sondern vielmehr von Passmanns kabarettistischen Einlagen am Rande. Ihre Anekdoten, in denen sie ihre bisherigen Lesereisen mit bissigen Bemerkungen schilderte, trieben die Lachquote mehr in die Höhe als die gelesenen Passagen.

Anatomie eins Suizids, DSH Alleine formal ist dieses Theaterexperiment schon faszinierend. Doch auch als Theaterabend ist es geglückt. Denn auch schauspielerisch, darstellerisch und inhaltlich beschert es zwei spannende Stunden im Schauspielhaus.

Die Nibelungen, DSH Die bewährten Schauspieler haben unter der Regie von Clemens Sienknecht und Babara Bürk wieder einen sichtbaren Spaß an ihrer Veralberung der Vorlage. Nach Anna Karenina und Effi Briest jetzt die Nibelungen. Ihr Rezept dazu bleibt gleich: Verdauliche Häppchen unterbreiten die Darsteller ihrem begeisterten Publikum.

Häuptling Abendwind Marthaler versucht eine Parodie auf heutigen Rassismus. "National ist etwas, wenn kein anderer einen mehr versteht", wird zum Motto seiner Kolportage.

Serotonin, Schauspielhaus Falk Richter bezieht in seiner Inszenierung "Serotonin" klare Position zu dem neuesten, gleichnamigen Roman von Houellebecq. Er stellt sich in ironischer Distanz zu diesem überbordenden, selbstmitleidigen Ergüssen eines Mannes in der Midlifecrisis.

Probleme, Probleme, Probleme, DSH Doch Rois spielt sie alle an die Wand. Sie vermag selbst den bis zur Sinnlosigkeit mäandernden Textfragmenten noch die Illusion von Inhalt zu geben. Von ihr könnte Pollesch auch das sprichwörtliche Telefonbuch vortragen lassen.

Bluets, DSH Regisseurin Katie Mitchell choreographiert aus diesen Texten einen wunderbar poetischen Abend, der in eine meditative Stimmung versetzt. Er ist technisch bis ins kleinste Detail durchkonstruiert und kommt dennoch leicht und schwebend daher.

Siri Huvstedt, DSH Huvstedt serviert ihre kritischen Kommentaren stets überaus charmant, auch wenn ihre Botschaften klar feministisch sind. Dass bei Frauen immer nach dem schöpferischen Mann hinter dem Werk gesucht wird, merkt sie mit einem freundlichen Lächeln an. So deckt sie auch in diesem Buch wieder einen Kunstraub auf. Das weltberühmte Urinal von Marcel Duchamps ist in Wirklichkeit von der Frühen Dadaisten Elsa von Freytag-Loringhoven.

Die Übriggebliebenen, DSH Familie bedeutet Zerstörung. Davon zeugen die drei Familiengeschichten ( den Theaterstücken "Vor dem Ruhestand", "Ritter, Dene, Voss" und dem Roman "Die Auslöschung. Ein Zerfall"), die Thomas Bernhard geschrieben hat und die Regisseurin Karin Henkel nun im Schauspielhaus zu einem Horrorkabinett zusammengefügt hat.

Wer hat Angst vor V.W.?, DSH Devid Striesow und Maria Schrader sind eine Idealbesetzung für die Hauptrollen. Sie sind absolut gleichwertige Sparringspartner für den Ring, den Regisseurin Karin Beier ihnen auf der Bühne des Schauspielhauses eröffnet.

Präsidentinnen, Malersaal Bodo verzichtet leider darauf, den Text in all seiner Kunstfertigkeit, Sprachverliebtheit, Boshaftigkeit und Schärfe für sich sprechen zu lassen. Dass man den drei Frauen dennoch gerne zusieht, liegt an den drei hervorragenden Darstellerinnen, die es selbst bei all den Oberflächeneffekten schaffen von ihren Verletzungen, ihrer Engstirnigkeit, ihrer Verbitterung und ihrer Beschränktheit zu erzählen.

Schlafende Männer, DSH Was vom Setting an Yasmina Rezas "Gott des Gemetzels" erinnert, entwickelt sich bei Martin Crimp völlig anders. Hier gibt es keine Fallhöhe, aus der die Figuren zu Boden stürzen; sie entlarven sich in den ersten Minuten ihres Auftrittes selbst mit ihren eigenen Worten. Hier muss ihnen kein anderer die Maske von Gesicht reißen, hier wird keine Fassade aufgebaut, die später einstürzt.

Jenseits der Nationen, DSH Die Zukunft selbst in die Hand nehmen. Dann haben sich die Initiatoren des Balkony Projektes vorgenommen. Am Samstag, den 10.11.18 haben sie 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Europäische Republik ausgerufen.

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