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Zur Kritik von |
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Der Sturm |
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Nach dem Sturm
Prospero (Josef Ostendorf) ist am Ende, er kann nicht mehr weinen, er kann nicht mehr lesen, er kann nicht mehr fühlen. Er ist abgestumpft. „Die Seele ist ein trüber Sumpf.“ Davon hat ihn das Leben überzeugt. Nur noch im Rollstuhl kann er sich fortbewegen. Wie ein abhalfterter Mafiaboss wirkt er. Gerne fuchtelt er mit der Pistole herum und versetzt seine Umwelt in Angst und Schrecken. In seinem Betonverlies, dessen Grenzmauern von Straßenlampen erhellt werden, haust er unter Neonlampen auf alten Sofas. Nie kommt er aus dem Bademantel heraus, unter dem besapperte Unterhemden hervorluken. Nur den Eingeborenen Caliban kann er noch herumscheuchen. Im Drangsalieren seines Untergebenen findet er kurzzeitig zu früherem Elan zurück. Zu schwer hat ihn der Verrat seines Bruders Antonio getroffen, der ihn um die Macht brachte und ihn mit seiner Tochter Miranda ins Exil auf die einsame Insel verbannte. Nun wittert er Chance auf Rache. Er lässt den Luftgeist Ariel einen Sturm entfachen, der die Verräter auf seine Insel und ihm direkt in die Hände spült. Doch wozu? Am Schluss, nachdem er im Verbund mit Ariel alle gleichermaßen vorgeführt, gedemütigt und beschädigt hat, zückt er noch einmal die Waffe, richtet sie auf das Publikum und trottet dann müde von der Bühne. Die junge polnische Regisseurin Maja Kleszewska zeigt die Gründe für seine Desillusionierung in aller Deutlichkeit. Kaum ein menschliches Versagen ist vor ihrer drastischen Offenlegung sicher. Alles kann sie in ihrer Fassung von Shakespeares „Sturm“ unterbringen. Ob menschliche Wolllust, reine Machtgier, Lust an der Unterdrückung, tierische Triebhaftigkeit, perversen Gelüsten, Ausbeutung – alles führt sie vor. Gleich in der ersten Szene findet Prospero nicht nur sprichwörtlich alles zum Kotzen. Er spuckt Blut auf den vermeintlichen Versöhnungstisch der Hochzeitgesellschaft, der der Sturm aus den Windmaschinen derweil die Schleier vom Kopf fegt. Selbst Dokumentaraufnahmen von afrikanischen Flüchtlingen kann sie auf der Großbildleinwand noch einflechten. Auch der Sextourismus von weißen, mittelalten, fickhungrigen Frauen, die sich knackige, junge Schwarze kaufen wollen, findet hier ihren Platz. Der splitternackte Caliban muss sich dafür nur kurzerhand mit schwarzer Farbe anmalen. So wird jede, die mit ihm in Kontakt trifft, gezeichnet. Die Assoziationsvielfalt von Kleszewska ist beeindruckend und erschlagend zugleich. Sie kann sich dabei auf das jede Entblößung genau sezierende Ensemble zurückgreifen. Manchmal hätte man sich an diesem Abend allerdings einige einschränkende Elemente gewünscht. So bleibt am Ende ein müdes Publikum, das vom Kleszewskas pausenlosen Sturmgebraus ebenso ermattet wie Prospero aus dem Saal trottet. Birgit Schmalmack vom 25.2.14
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Heimweh und Verbrechen Die Ballade vom Fliegenden Holländer
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