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Cyrano de Bergerac, Schauspielhaus |
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Wie witzig!
Eine Großküche steht auf der Bühne. Das Fett dampft, das Wasser spritzt, die Nierchen und Steaks werden am Fließband produziert. Statt in eine Soldatenkompanie hat es Cyrano de Bergerac in die Crew eines Restaurants verschlagen. Diese Crew wird kurzerhand zu Mitspielern in einer Komödie erklärt. Schnell sind die Rollen verteilt. Cyrano ist hier zum Putzmann degradiert worden. Der Mann, der zwar mit seinem wachen Intellekt brilliert, aber seiner monströsen Nase mitten im Gesicht verstört, hat seinen im zustehenden Platz in einer Gesellschaft der Äußerlichkeiten zugewiesen bekommen. In Gummistiefeln, mit Eimer und Wischmop wird seine Stellung überdeutlich. Doch er ist keiner, der klein bei gibt. Jeder, der es wagt sich über ihn lustig zu machen, bekommt seine verbale und körperliche Streitlust zu spüren. In der Großküche ist die Aufgabenverteilung dafür recht praktisch: Cyrano muss die Hinterlassenschaften seiner angezettelten Kämpfe gleich selbst beseitigen. Nun hat der Gebeutelte sich in die Beiköchin Roxanne verliebt. Doch keine Chance auf Erhörung; diese hat nur Augen für den neuen, schicken Christian. Jedoch merkt Roxanne bald, dass dessen schönes Aussehen leider nicht mit einem tiefgründigen Geist korrespondiert. Christian kann ihren romantisch-poetischen Ansprüchen an viele, schöne, geistreiche Liebesworte nicht gerecht werden. Da Cyrano über diese über Übermaß verfügt, schlägt er Christian einen Deal vor: Er liefert die schönen Worte und Christian sein wohlfeiles Äußeres. Zusammen würden sie Roxanne gewinnen. Ein schöner Einfall des Regisseurs Dominique Pitoiset: Per Skype kommunizieren die beiden Herren mit der Geliebten. Dabei übernimmt Cyrano das Reden und Christian blickt verträumt in die Webcam. Auf der Leinwand ist das Liebespärchen zu sehen und über das Mikro sind Cyranos Worte zu hören. Roxanne ist bezirzt und Christian darf zum ersten Stelldichein in ihre Kammer. Das Setting in der Großküche kneift jedoch an allen Ecken und Kanten. Der Text der Komödie von Edmond Rostand aus dem 19.Jahrhundert will sich nur schwerlich in das moderne Ambiente einfügen. Pitoiset lässt ihn aber weitgehend unangetastet. Auch kann man als Koch kaum in Ausübung seines Berufes sterben, sehr wohl aber als Soldat. Im Laufe der Geschichte muss Christian aber ins Feld und wird erschossen. Die täglichen Liebesbriefe, die Cyrano anstelle Christians aus dem Feld schrieb, sind fortan Roxannes Schatz. Zu spät für ein Happy-End erkennt sie den wahren Schreiber und dessen aufrichtige Liebe. So kehren wir erneut in die Tretmühle des Alltags zurück. Die Großküche wird wieder angefeuert. Die schöne Geschichte, die den Blick für das Wesentliche schärfen könnte, ist zu Ende. Regisseur Dominique Pitoiset erschien das Ambiente der Küche wohl hauptsächlich deshalb so passend, weil die Zutaten für lacherträchtige Kämpfe gleich parat lagen; Schlachten werden hier statt mit Degen mit siedendem Fett, Messern, Suppenkellen, Ketchup und blutigen Innereien ausgefochten. Einen anderen Grund bleibt er auch nach der zweieinviertelstündigen Aufführung schuldig. Dass auch hier schließlich schneller, strikter Gehorsam gefragt sei, damit alles punktgenau auf den Tisch des Kunden komme, wird im Programmheft behauptet, erscheint als Erklärung ein wenig dürftig. Die beiden Hauptdarsteller (Dominique Horwitz, Anne Schäfer) sind ein Lichtblick: Sie überzeugen in der klamaukträchtigen Kulisse mit differenzierten und zu Herzen gehendem Spiel. Dennoch ist diese Spielzeiteröffnung weit hinter den Erwartungen an Tiefgang, Hintersinn und Niveau eines Staatstheaters zurück geblieben. Birgit Schmalmack vom 3.9.11
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Zur Kritik von |
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Druckbare Version
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Aida Wut
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