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Siri Huvstedt, Damals |
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Die charmante Feministin
Bescheiden lächelnd betritt Siri Huvstedt die Bühne des Schauspielhauses, anscheinend verwundert über das volle Haus und das Interesse an ihrer Person. Die erste Station ihrer Lesereise für ihr neues Buch "Damals", das im Original "Memories of the Future" heißt, ist Hamburg. Das Schauspielhaus ist bei der vom Literaturhaus und NDR Kultur gemeinsam veranstalteten Lesung ausverkauft. Siri Huvstedt legt ihre Fährten wie immer geschickt. Sie spielt gerne mit den Erwartungen ihrer Leser. S H ist der Name ihrer Protagonistin. Sie kommt 1978 aus Minnesota nach New York um Schriftstellerin zu werden. Alles Dinge, die sie mit ihrer Autorin gemeinsam hat. Ist "Damals" etwa eine autobiografisches Werk? Als Huvstedt diese Frage verneint, holt sie länger aus. Jede Erinnerung einer Erinnerung verändere diese. Sie stelle diese in einen neuen Zusammenhang und betrachte sie aus einer Perspektive. So seien Memoiren generell selten eine Wiedergabe der Wahrheit. Huvstedt ist eben nur eine Romanautorin sondern verfasst auch Essays über Erkenntnisse der Neuropsychologie und Philosophie. Nicht umsonst hieß ihr letzter Essayband "Die Illusion der Gewissheit". Huvstedt arbeitet auch in diesem Roman mit verschiedenen Layern, die sie geschickt über- und untereinander schichtet. Ihre Erzählerin gibt es gleich zweimal: in eine jüngeren und älteren Version. Während die jüngere sich noch im Verdrängen übt, erlaubt sich die ältere schon ein Erinnern und Aufarbeiten. Dass sie dabei ein Tabu bricht und sich als Frau Aggression erlaubt, verhilft einem Messer zu einer wichtigen Rolle im Buch. Huvstedt nutzt die Vorstellungskraft, um die Vergangenheit zu bergen, damit die Zukunft Gestalt annehmen kann. Imaginierte Möglichkeiten erschaffen erst den Raum für die Zukunft Huvstedt serviert ihre kritischen Kommentaren stets überaus charmant, auch wenn ihre Botschaften klar feministisch sind. Dass bei Frauen immer nach dem schöpferischen Mann hinter dem Werk gesucht wird, merkt sie mit einem freundlichen Lächeln an. So deckt sie auch in diesem Buch wieder einen Kunstraub auf. Das weltberühmte Urinal von Marcel Duchamps ist in Wirklichkeit von der Frühen Dadaisten Elsa von Freytag-Loringhoven. Julia Weninger las die deutsche Übersetzung, während Huvstedt aus dem englischen Original vortrug. Der bestens vorbereite Moderator Jan Ehlert führte geschickt durch die Lesung. So wurde es ein runder Abend, der die überaus sympathische Autorin, ihr Werk, ihre Gedanken und ihre Haltung wunderbar zur Geltung brachte. Birgit Schmalmack vom 10.4.19
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